Rücktritte bei Grüner Jugend "Da weine ich nicht"
Der Vorstand der Grünen Jugend schmeißt hin und tritt aus der Partei aus. Die Bundestagsabgeordnete Künast wirft den Kolleginnen und Kollegen vor, "nicht realitätstauglich" zu sein. Fraktionschefin Dröge spricht von einer "Entscheidung junger Leute".
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Renate Künast sieht den angekündigten Parteiaustritt des Grüne-Jugend-Vorstands gelassen. "Da wundere ich mich nicht und da weine ich auch nicht", sagte sie dem rbb. Der Vorstand der Grünen Jugend sei "nicht realitätstauglich" gewesen und habe "einen Klassensystem-Sozialismus aufbauen" wollen.
"Ich glaube, dass es viele junge Menschen in und um die Partei herum gibt, die sich jetzt vielleicht freier engagieren können bei den Grünen", sagte die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin und Fraktionschefin weiter. Der Rücktritt des Bundesvorstands um Ricarda Lang und Omid Nouripour ermögliche einen Neuanfang.
"Entscheidung von jungen Leuten"
Kritik am Vorstand der Grünen Jugend kam hingegen von der Vorsitzenden der Grünen-Bundestagsfraktion, Katharina Dröge. Sie hätte "geraten, dass diejenigen, die jetzt die Grüne Jugend verlassen, dass die bleiben und für eine andere Politik werben", sagte Dröge im Deutschlandfunk. "Aber das ist jetzt die Entscheidung von jungen Leuten, und das ist dann so."
Dröge erinnerte daran, dass sie zur Zeit der rot-grünen Koalition von Bundeskanzler Gerhard Schröder selbst einmal Vorsitzende der Grünen Jugend gewesen sei. Sie habe damals allerdings bei Unzufriedenheit mit dem Regierungshandeln immer versucht, intern auf Verbesserungen zu drängen.
"Dezidiert linker Jugendverband"
Am Abend nach dem Rücktritt von Nouripour und Lang hatte der gesamte Vorstand der Grünen Jugend angekündigt, geschlossen aus der Partei auszutreten. In einem Brief an die Partei- und Fraktionsführung hieß es zur Begründung, es sei dauerhaft nicht möglich, "gleichzeitig Teil einer Partei zu sein und für eine grundsätzlich andere Politik zu werben als die eigene Partei umsetzt".
Die zehn Vorstandsmitglieder kündigten an: "Wir werden uns danach aufmachen, einen neuen, dezidiert linken Jugendverband zu gründen."
Haßelmann: Grüne Jugend bleibt bestehen
Die Grünen-Co-Fraktionsvorsitzende Britta Haßelmann sagte im ARD-Morgenmagazin, die Grüne Jugend bleibe bestehen und werde sich neu aufstellen.
Den Rücktritt der Parteivorsitzenden Nouripour und Lang sehe sie als Ausgangspunkt für eine Neuaufstellung der Grünen. Damit sei der Weg frei für einen Neustart und die Aufstellung für die nächsten Wahlkämpfe mit neuem Personal und einer strategischen Diskussion über die Ausrichtung der Partei, sagte Haßelmann. Natürlich befinde sich die Partei in einer ernstzunehmenden Lage. Nötig seien nun Klarheit, Ruhe und Stabilität.