Wassermangel in Deutschland Gießen verboten
Was tun, wenn es seltener regnet? Städte und Kreise machen sich Gedanken über eine langfristige Wasserstrategie. In einzelnen Kommunen ist der Wasserverbrauch bereits eingeschränkt.
Vertrockneter Rasen, leere Pools: Wer im nordrhein-westfälischen Bad Oeynhausen lebt, soll seit einigen Tagen Trinkwasser sparen. Der regionale Wasserbeschaffungsverband "Am Wiehen" hat seine Trinkwasserampel für Bad Oeynhausen sowie die Orte Hille, Hüllhorst und Löhne auf gelb gestellt, weil die Menschen an heißen, trockenen Tagen mehr Wasser verbraucht haben, als vom Verband aus Brunnen gefördert oder von anderen Wasserwerken zugekauft werden kann.
Die Trinkwasserampel ist ein Mittel, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Man kann sie im Internet einfach einsehen.
Niederschläge bleiben aus
"Die Temperaturen bleiben hoch und die Niederschläge bleiben aus. Wir beobachten stündlich die Füllstände unseres Hochbehälters, in dem wir Trinkwasserreserven sammeln", sagt Verbandsvorsteher Bernd Poggemöller. "Sollten wir weiterhin mehr Wasser abliefern, als wir fördern können, werden wir weitere Schritte ergreifen müssen, damit wir zum Beispiel noch genügend Löschwasser haben."
Es ist ein Szenario, das sie in der Region bereits kennen. Im vergangenen Sommer stand die Trinkwasserampel zeitweise sogar auf rot, das hieß: Gießen und Pool-Befüllen war gänzlich verboten.
Kein Gießen tagsüber
Auch in anderen Regionen Deutschlands haben Städte und Kommunen die Wasserabnahme wegen der anhaltenden Dürre bereits eingeschränkt. Im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt darf kein Wasser aus offenen Gewässern wie zum Beispiel Flüssen abgepumpt werden. Anwohner dürfen ihre Gärten zwischen 10 und 19 Uhr nicht mit Grundwasser aus privaten Brunnen gießen.
Aus dem Büro des Landrats heißt es, dass die Grundwasserstände im gesamten Kreisgebiet aktuell um bis zu einen Meter gegenüber dem Normalstand abgesunken sind. Einige Bäche seien bereits ausgetrocknet. Deshalb habe man nun Maßnahmen ergriffen: "Wir haben als untere Wasserbehörde vom Gesetzgeber den Auftrag erhalten, die Gewässer zu schützen. Die Strategie des Landkreises besteht darin, den menschengemachten Einfluss auf eine weitere Absenkung der Grundwasserstände so gering wie möglich zu halten, um damit auch einer weiteren Verringerung der Grundwasserneubildung vorzubeugen."
Weitere Dürreperioden erwartet
Laut Städte- und Gemeindebund gab es im vergangenen Jahr in 30 Städten und Kreisen Beschränkungen für die Wasserentnahme, nicht nur für Privatleute, sondern auch für die Industrie und die Landwirtschaft. Städte- und Gemeindebund-Geschäftsführer Gerd Landsberg rechnet mit weiteren Dürreperioden, auch in den kommenden Jahren.
"Deshalb brauchen wir langfristige Strategien, zum Beispiel mehr Leitungen zwischen verschiedenen Wasserwerken, damit sie sich im Notfall mit Wasser aushelfen können", sagt Landsberg. Auch die Landwirtschaft müsse sich langfristig auf Wasserknappheit einstellen. "Das heißt, die Landwirte müssen andere Produkte anbauen."
Die Bundesregierung hat im März eine "Nationale Wasserstrategie" verabschiedet. Viele Städte suchen nach baulichen Möglichkeiten, um Wasser im städtischen Raum besser zu speichern.
Neue Brunnen bohren
Auch der Wasserbeschaffungsverband "Am Wiehen" in Ostwestfalen möchte sich besser auf weitere Dürren vorbereiten und hat einen neuen, riesigen Hochbehälter gebaut, um Wasser zu speichern. Trinkwasser für 100.000 Menschen kann hier vorgehalten werden. Eine kilometerlange Transportleitung für zusätzliches Trinkwasser aus der Stadt Lübbecke ist im vergangenen Jahr in Betrieb genommen worden. Außerdem sollen neue Brunnen gebohrt werden.
Nur stoßen sie hier auch auf Widerstände, sagt Verbandsvorsteher Poggemöller. "Wenn ehemalige Ackerflächen in ein neues Wassergewinnungsgebiet umgebaut werden, kann das mit Beschränkungen einhergehen, dass weniger organischer Dünger aufgebracht werden darf. Und da reagieren doch viele Eigentümer eher reserviert."
Doch die Maßnahmen seien notwendig. Denn auch beim Wasserbeschaffungsverband "Am Wiehen" gehen sie davon aus, dass die Situation sich wegen des Klimawandels noch weiter verschärfen kann. Poggemöller ist aber zuversichtlich, dass sich die aktuelle Wasserknappheit, auch dank der Einsparungsmaßnahmen, bald wieder entspannt.