Fahndung in Berlin Unterkunft von Ex-RAF-Terrorist Garweg gefunden
Auf der Suche nach den mutmaßlichen Ex-RAF-Terroristen Staub und Garweg hat die Polizei in Berlin einen Wohnwagen sichergestellt - es soll sich um die Unterkunft von Garweg handeln. Doch die Gesuchten bleiben verschwunden.
Der gesuchte mutmaßliche Ex-RAF-Terrorist Burkhard Garweg hat nach Polizeiangaben in einem Wohnwagen auf einem Gelände im Berliner Stadtteil Friedrichshain gewohnt. Ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) Niedersachsen sagte, während der Durchsuchung des Geländes "konnte mit hoher Wahrscheinlichkeit die mutmaßliche Unterkunft des Burkhard Garweg festgestellt werden". Der Wohnwagen sei beschlagnahmt worden und werde nun zu weiteren Untersuchungen abtransportiert.
Keine Angaben machte der Sprecher dazu, in welchem Zeitraum sich Garweg dort aufgehalten hat - es sei aber ein "aktuellerer Zeitraum". Bei einem Großeinsatz auf dem Gelände wurde er allerdings nicht mehr angetroffen, er wird wie das frühere RAF-Mitglied Ernst-Volker Staub weiter gesucht. Die Fahndung nach ihnen dauere an.
Zehn Menschen zwischenzeitlich festgesetzt
Auf der Suche nach den beiden flüchtigen früheren RAF-Terroristen waren die Berliner Polizei, das LKA und das Bundeskriminalamt mit zahlreichen Einsatzkräften mehrere Stunden auf dem Gelände im Einsatz. Bei dem Grundstück handelt es sich laut Berliner Polizei um ein vor allem von der alternativen Szene genutztes Brachgelände, auf dem Baracken, Wohnmobile, Wohnwagen und Gebäude stehen.
Während des Großeinsatzes nahm die Polizei zwischenzeitlich zehn Menschen in Gewahrsam. Dabei wurde die Identität der Personen festgestellt, wie das LKA Niedersachsen mitteilte. Die Betroffenen hätten keinen Widerstand geleistet. "Alle Personen sind nach Abschluss der identitätsfeststellenden Maßnahmen bereits wieder entlassen worden", hieß es. Die Ex-RAF-Terroristen Staub und Garweg gehörten den Angaben zufolge nicht zu den festgesetzten Personen.
Schussgeräusche "in Zusammenhang mit Türöffnung"
Der Einsatz begann gegen 7:30 Uhr im Berliner Stadtteil Friedrichshain, an einem Gewerbegebiet am Markgrafendamm/Ecke Persiusstraße. Federführend für die Fahndung ist das Landeskriminalamt Niedersachsen. Beteiligt waren außerdem das Bundeskriminalamt und die Berliner Polizei. Insgesamt waren etwa 130, zum Teil schwer bewaffnete Kräfte im Einsatz, darunter ein Spezialeinsatzkommando.
Den LKA-Angaben zufolge waren bei den Durchsuchungen auch Schussgeräusche wahrnehmbar. "Diese stehen im Zusammenhang mit einer Türöffnung." Personen seien dabei nicht verletzt worden.
Trio soll Raubüberfälle verübt haben
Das LKA hatte zuletzt die Fahndungsmaßnahmen um die gesuchten früheren RAF-Mitglieder Garweg und Staub deutlich intensiviert. Hintergrund ist die Festnahme der mutmaßlichen RAF-Terroristin Daniela Klette am vergangenen Montag in Berlin. Garweg, Staub und Klette sollen gemeinsam bewaffnete Überfälle verübt haben, unter anderem auf Geldtransporte, um ihr mehr als 30 Jahre dauerndes Leben im Untergrund zu finanzieren. Erst am Samstag waren neue Fahndungsfotos veröffentlicht worden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Burkhard Garweg zeigen sollen.
Die Ermittler gehen davon aus, dass sich auch die beiden gesuchten Männer in Berlin aufhalten könnten. Die mit sechs Haftbefehlen gesuchte Klette war in ihrer Wohnung in Berlin-Kreuzberg festgenommen worden und kam nach einer Identifizierung durch Fingerabdrücke in Untersuchungshaft. Die mittlerweile 65 Jahre alte Frau soll jahrelang unerkannt in Berlin gelebt haben.
Mitglieder der dritten RAF-Generation
Alle drei sollen der dritten Generation der früheren linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee-Fraktion angehören. In ihrer aktiven Zeit wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet sowie Herrhausens Fahrer schwer verletzt.
Die RAF war über Jahrzehnte der Inbegriff von Terror und Mord im Westen des noch geteilten Deutschland. 1998 erklärte sie sich für aufgelöst. Klette, Staub und Garweg werden darüber hinaus wegen einer Reihe späterer Geldtransport-Überfälle gesucht.