Globaler Klimastreik Kleben for Future?
"Fridays for Future" hat wieder zum "Globalen Klimastreik" aufgerufen. Innerhalb der Bewegung gibt es Debatten darüber, ob Demonstrationen noch reichen. Wie geht es mit "Fridays for Future" weiter?
Heute soll es für "Fridays for Future" wieder auf die Straße gehen: Die Klimabewegung hat zum "Globalen Klimastreik" aufgerufen. In Deutschland sind mehr als 240 Demonstrationen geplant, beispielsweise auch in Mainz. "Wir rechnen mit mehr als 2000 Menschen", sagt Thomas Klisch, einer der Organisatoren. Die Aktivistinnen und Aktivisten fordern unter anderem einen Ausbaustopp für Autobahnen und einen besseren öffentlichen Nahverkehr.
In der allgemeinen Wahrnehmung war es aber um die Gruppe zuletzt ruhig geworden. Die Aufmerksamkeit für die Demonstrationen hat sich zuletzt verändert, wie auch Mitglieder der Bewegung erzählen: Durch die Corona-Pandemie und auch durch den Krieg in der Ukraine habe "Fridays for Future" an Präsenz verloren. "Die Mobilisierungskraft steht ganz anderen Herausforderungen gegenüber als noch 2019", schildert Maurice Conrad, einer der Initiatoren von "Fridays for Future" in Mainz. "Der Krieg bestimmt immer noch prägend, worüber wir reden. Das ist eine neue Weltordnung."
Sitzblockaden und Abseilaktionen - auch bei FFF?
Hinzu kommt, dass in den vergangenen Monaten andere Gruppierungen innerhalb der Klimabewegung die Schlagzeilen bestimmt haben. Allen voran die "Letzte Generation", die mit ihren Aktionen von Sitzblockaden auf Hauptverkehrsachsen bis hin zu Flughafen-Landebahnen an die Grenzen des Legalen und auch darüber hinaus geht.
Eine andere Gruppe, das "Kolibri-Kollektiv", will sich in ein paar Tagen von einer Mainzer Autobahnbrücke abseilen und auf der Fahrbahn demonstrieren, um gegen den dortigen Streckenausbau zu protestieren. Die Polizei wird die Autobahn vorübergehend sperren, wie sie mitteilt, die Aktion sei angemeldet.
Wie geht "Fridays for Future" mit solchen Protestformen, vor allem mit noch radikaleren, um? Die Frage ist für die Gruppe heikel: Sie könnte damit unter Umständen innerhalb der Bewegung neue Aufmerksamkeit gewinnen, droht andererseits damit Zustimmung in der Gesellschaft einzubüßen. Die Unterstützung für die "Letzte Generation" sei innerhalb von "Fridays for Future" zwiegespalten, sagt Maurice Conrad. Das dahinterliegende Ziel, mehr Klimaschutz, sei das gleiche. Bei der Art des Protests solcher Gruppen gebe es aber kein einheitliches Meinungsbild.
"Fridays for Future" solle grundsätzlich beim Demonstrieren bleiben, sagt Conrad, um den gesellschaftlichen Anschluss zu erhalten. "'Fridays for Future' hat die Aufgabe, als Organisation ein kleinster gemeinsamer Nenner zu sein. Man muss bei uns kein Aktionstraining machen und keinen Klebstoff kaufen. Man kann sozusagen aus seinem SUV steigen, sein Fleisch essen und trotzdem zur Demo gehen." Dass "Fridays for Future" nicht zu radikaleren Mitteln greife, sei bereits vor zwei Jahren bei einer Strategiekonferenz beschlossen worden. "Dieser Prozess ist, meine ich, bei 'Fridays for Future' abgeschlossen."
"Prozess noch nicht beendet"
Thomas Klisch, Organisator in Mainz, sieht diesen Prozess allerdings noch nicht beendet. Die Frage, wie "Fridays for Future" mit zivilem Ungehorsam umgehe, werde diskutiert. "Da gibt es noch keine abschließenden Meinungen". Er sagt: Auch Schule schwänzen, also der Ursprung der Bewegung, sei schon "ziviler Ungehorsam in Form eines Regelbruchs" gewesen. Für Sitzblockaden gebe es derzeit andere Gruppen, meint Klisch. "Es bringt nichts, wenn alle das Gleiche machen."
Protestformen wie Sitzblockaden seien aber, sagt er ähnlich wie auch Conrad, "angesichts der dramatischen Lage gerechtfertigt". Der Umgang damit innerhalb von "Fridays for Future" hänge davon ab, wie sich die politische Lage entwickele.
Für "Fridays for Future" wäre es jedenfalls neben Schule schwänzen an Freitagen nicht das erste Mal, dass man sich in Richtung ziviler Ungehorsam bewegt. Zuletzt hat die Bewegung auch gegen die Räumung des Dorfes Lützerath für den Braunkohleabbau mobilisiert. Demonstrierende sollen dabei den regulären Zug verlassen und in Richtung der Abbruchkante vorgedrungen sein. Auch die Bundesregierung halte sich nicht an geltendes Recht, sagte danach eine "Fridays for Future"-Sprecherin dem rbb. Ziviler Ungehorsam sei Teil der Klimabewegung.
Autobahnen und Bündnisse im Blick
In Zukunft dürfte "Fridays for Future" aber weniger den Kohleabbau als die Autobahnen in den Blick nehmen, sagt Aktivist Conrad, um dort Demonstrationen "für die Verkehrswende" abzuhalten. Rechtlich ist das unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Daneben sucht sich "Fridays for Future" neue Aktionspartner.
An der Demonstration heute beteiligt sich etwa die Gewerkschaft ver.di, die damit den Druck bei Tarifverhandlungen erhöhen will. Aktionstage mit anderen Interessengruppen? Das sei ein Weg für "Fridays for Future", sagt der Mainzer Organisator Klisch: "Wir versuchen weitere Bündnisse aufzubauen."