Dulger zu Fachkräftemangel "Was bieten wir denen denn?"
Der Präsident des Arbeitgeberverbandes hat an die Politik appelliert, rasch etwas gegen den Fachkräftemangel zu tun. Dieser gefährde den Wohlstand, warnte Dulger. Außerdem solle die Ampelkoalition ihre Klimaschutzziele zurückstellen.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger rechnet damit, dass Deutschland aufgrund des Fachkräftemangels an Wohlstand einbüßen wird. "Vollständig beheben lässt sich der Fachkräftemangel nicht mehr", sagte Dulger der "Bild am Sonntag". "Und das wird dazu führen, dass wir in diesem Land Wohlstand verlieren."
Die Politik müsse nun versuchen, den Fachkräftemangel abzumildern. "Deutschland muss wieder attraktiv werden für Fachkräfte aus dem Ausland", sagte Dulger. "Was bieten wir denen denn? Eine der kompliziertesten Sprachen Europas, einen katastrophalen Wohnungsmarkt, eine langsame Bürokratie und nur wenige Kita-Plätze mit wenig flexiblen Öffnungszeiten. Wir brauchen eine Willkommenskultur wie in anderen großen Einwanderungsländern."
Kommission für Mindestlohnerhöhung
Dulger wies zudem den Vorwurf zurück, die Arbeitgeber hätten eine angemessene Erhöhung des Mindestlohns verhindert. "Es gibt eine Mindestlohnkommission. Diese Kommission, in der Vertreter von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sitzen, hat mehrheitlich eine Erhöhung beschlossen und die Regierung hat das Ergebnis umgesetzt", sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).
Forderungen nach einer satten Erhöhung in der nächsten Kommissionsrunde verbittet sich Dulger: "Die Politik hat sich aus der Lohnfindung rauszuhalten. Wenn sie will, dass Geringverdiener mehr Geld auf dem Konto haben, kann sie gern die Steuern und Abgaben senken."
Klimaziele zurücknehmen
Außerdem forderte Dulger, die Politik müsse sich von ihren klimapolitischen Zielen verabschieden. "Wenn die Ampel all das, was sie sich klimapolitisch vorgenommen hat, umsetzt, kann Deutschland international nicht mehr mithalten." Unternehmen würden aufgeben, weil von ihnen Investitionen gefordert würden, die sie nicht leisten könnten.
Um die Wirtschaft wieder zu beleben, müsse die Regierung viele Vorschriften zurücknehmen. "Ich hoffe, dass politische Zielsetzungen infrage gestellt und grüne Projekte der Ampel jetzt zurückgestellt werden. Sie passen nicht mehr in die Zeit und schwächen den Wirtschaftsstandort", so der Arbeitgeberpräsident. Der Klimaschutz dürfe die Wirtschaft nicht kaputtmachen. Mit mehr marktwirtschaftlichen Instrumenten ließen sich schneller und kostengünstiger ehrgeizige Klimaziele erreichen.