Ein Mann geht vor dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge vorbei.

BAMF-Bilanz Zahl der Asylanträge 2024 deutlich gesunken

Stand: 09.01.2025 16:33 Uhr

Weniger Menschen suchen in Deutschland Asyl: 2024 ist die Zahl der Anträge gegenüber dem Vorjahr um rund 29 Prozent gesunken. Die Innenministerin wertet das als Erfolg, die Union bemängelt den Rückgang als zu gering.

Es ist eines der wichtigsten Themen im Bundestagswahlkampf: die Asyl- und Migrationspolitik. Nun hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Bilanz für 2024 präsentiert. Demnach ist die Zahl der Asylanträge deutlich zurückgegangen.

Im vergangenen Jahr stellten insgesamt 250.945 Menschen einen Erst- oder einen Folgeantrag. Das waren 28,7 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der Großteil kam von Menschen aus Syrien, Afghanistan und der Türkei.

Betrachtet man nur die Erstanträge (229.751), fällt das Minus mit 30,2 Prozent noch größer aus. In 2024 wurden 21.194 Folgeanträge auf Asyl gestellt. Dabei geht es um Fälle, in denen nach einem früheren Asylantrag, der zurückgenommen oder abgelehnt wurde, erneut ein Antrag gestellt wird.

Mit der Gesamtzahl von 250.945 Asylanträgen war 2024 damit das Jahr mit der siebthöchsten Zahl. Die mit Abstand meisten Anträge gab es 2016. Damals waren es 745.545 Erst- und Folgeanträge. Die hohe Zahl war unter anderem eine Folge des Bürgerkriegs in Syrien.

Faeser lobt "konsequentes Handeln"

Bundesinnenministerin Nancy Faeser wertete den klaren Rückgang bei der Zahl der Anträge als Erfolg.Die SPD-Politikerin sagte: "Wir haben die irreguläre Migration stark zurückdrängen können." Der Rückgang zeige, dass "konsequentes Handeln" der Regierung Ergebnisse bringe. Durch die inzwischen eingeführten Kontrollen an allen deutschen Landgrenzen "durchkreuzen wir die Schleuserrouten", fügte sie hinzu. Die aktuell bis März bei der EU-Kommission angemeldeten Kontrollen würden auch über diesen Zeitpunkt hinaus fortgesetzt.

Faeser nahm die Veröffentlichung der Jahreszahlen zum Anlass, um den Bundestag aufzufordern, die von ihrem Haus erarbeiteten Gesetzentwürfe zur Umsetzung der Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) rasch zu beschließen. Das neue Regelwerk sieht unter anderem vor, dass Asylanträge von Menschen aus Staaten mit niedriger Anerkennungsquote schon an den EU-Außengrenzen geprüft werden sollen.

Union beklagt "Scheitern dieser Bundesregierung"

Trotz des Rückgangs bleibt Deutschland innerhalb der Europäischen Union mit Abstand Spitzenreiter bei den Asylanträgen. Deutlich dahinter folgen Spanien, Frankreich und Italien.

Die Union kritisiert, dass die Asylzahlen immer noch viel zu hoch seien. "Sie dokumentieren das Scheitern dieser Bundesregierung in der Migrationspolitik", sagte die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Andrea Lindholz. Die Kommunen seien mit der Versorgung der vielen Asylbewerber und Geflüchteten völlig überlastet.

"Die Art und Weise, wie Frau Faeser die Zahlen nun auch noch schön redet, ist mit Blick auf die Situation vor Ort der blanke Hohn", sagte die CSU-Politikerin. Notwendig sei ein Politikwechsel in der Migrationspolitik. "Kern dieser Politik ist der Stopp der illegalen Migration an den Binnengrenzen". Denn wer aus einem Nachbarstaat nach Deutschland einreisen wolle, sei nicht mehr bedroht.

Weniger als die Hälfte erhielt Schutzstatus

Auch über die Ergebnisse von Asylverfahren hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge eine Bilanz vorgelegt. So wurden in 2024 insgesamt 301.350 Fälle entschieden. Schutz wurde dabei in 44,4 Prozent der Verfahren gewährt. Während die Schutzquote für Menschen aus dem Bürgerkriegsland Syrien mit 83 Prozent und dem von den Taliban beherrschten Afghanistan mit 74,7 Prozent vergleichsweise hoch lag, erhielt nicht einmal jeder zehnte Asylsuchende aus der Türkei einen Schutzstatus (9,4 Prozent).

Abgelehnt wurden die Anträge von 91.940 Menschen. 75.700 Verfahren erledigten sich aus anderen Gründen wie die Rücknahme des Asylantrags oder die Überstellung an andere EU-Länder.

Verfahren dauern im Schnitt neun Monate

Die Asylverfahren dauerten im Schnitt 8,7 Monate. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2023. Da lag die Verfahrensdauer noch bei 6,8 Monaten. Laut einem BAMF-Sprecher ist der Anstieg "auf einen statistischen Effekt zurückzuführen". Die hohen Antragszahlen aus 2023 hätten in 2024 abgearbeitet werden müssen. Dadurch habe es die längere Bearbeitungsdauer gegeben.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 09. Januar 2025 um 16:00 Uhr.