Westjordanland Wieder Tote nach israelischer Militärrazzia
Im Westjordanland haben israelische Soldaten mindestens drei Palästinenser erschossen. Der Einsatz galt nach israelischen Angaben mutmaßlichen Attentätern. Erst am Dienstag waren bei einer Militärrazzia mehrere Palästinenser getötet worden.
Die israelische Armee hat im besetzten Westjordanland erneut mindestens drei Palästinenser erschossen. Die israelische Polizei teilte mit, die Soldaten seien in das Dorf Dschaba in der Nähe von Dschenin gefahren, um Verdächtige wegen mutmaßlicher Anschläge festzunehmen. "Während der Aktion wurden die verdeckt ermittelnden Grenzpolizisten vom Auto der gesuchten Männer aus beschossen", erklärte die Polizei.
Die Beamten hätten das Feuer erwidert und "die drei bewaffneten Männer in dem Auto getötet", hieß es weiter. Zwei Mitglieder der Extremistengruppe Islamischer Dschihad sowie ein weiterer Bewaffneter seien "neutralisiert" worden. Die Sicherheitskräfte hätten im Auto zwei Sturmgewehre, eine Pistole, Munition sowie mehrere Sprengsätze gefunden und drei weitere Verdächtige festgenommen. Das palästinensische Gesundheitsministerium bestätigte den Tod der Männer im Alter von 22, 25 und 26 Jahren.
Ben-Gvir lobt Einsatz
Der ultranationalistische israelische Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir lobte die Polizisten für "das Ausschalten der verabscheuungswürdigen Terroristen". Der Islamische Dschihad verurteilte Israel für das "abscheuliche Attentat" in Dschaba.
Die israelische Armee teilte mit, es habe weitere Militäraktionen in anderen palästinensischen Orten durchgeführt, bei denen es ebenfalls zu Schusswechseln sowie Festnahmen und Beschlagnahmung von Waffen gekommen sei. Berichte zu Toten oder Verletzten gab es nicht.
Gewalteskalation auf beiden Seiten
Erst am Dienstag hatten israelische Soldaten mindestens sechs Palästinenser bei einem Einsatz in einem Flüchtlingslager in Dschenin getötet. 26 Menschen waren dabei verletzt worden, darunter drei schwer. Das palästinensische Gesundheitsministerium teilte mit, dass ein 14-jähriger Teenager inzwischen seinen Verletzungen von der Razzia erlegen sei. Unter den Toten war nach israelischen Angaben auch der palästinensische Attentäter, der Ende Februar zwei Israelis in Huwara erschossen haben soll.
In den vergangenen zwei Monaten hat die Gewalt in dem Gebiet wieder massiv zugenommen. Inzwischen beläuft sich die Zahl der seit Anfang 2023 von israelischen Streitkräften getöteten Palästinenser nach palästinensischen Angaben auf 78, darunter 14 Kinder und eine Frau. Im gleichen Zeitraum wurden 13 Israelis und eine Ukrainerin bei palästinensischen Anschlägen getötet. Während des muslimischen Fastenmonats Ramadan, der in knapp zwei Wochen beginnt, wird eine weitere Zunahme der Gewalt befürchtet.
Ministerium: Straffreiheit Israels beenden
Das palästinensische Außenministerium verurteilte die Militärrazzien Israels laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa als Terrorismus und warnte vor einer Eskalation des Konflikts. Die internationale Gemeinschaft versäume es, der palästinensischen Bevölkerung internationalen Schutz zu gewähren. Dies ermutige die Besatzungsmacht Israel dazu, weitere Verbrechen zu begehen, so das Ministerium in einer Stellungnahme. Der Internationale Strafgerichtshof müsse die anhaltende Straffreiheit Israels für seine Verbrechen an der palästinensischen Bevölkerung beenden.
Israel hatte das Westjordanland, den Gazastreifen und Ost-Jerusalem im Nahost-Krieg 1967 eingenommen. Die Palästinenser wollen diese Gebiete für einen eigenen Staat. Seitdem eskaliert die Gewalt immer wieder.