Weltjugendtag Happening Glauben
Der Weltjugendtag bringt junge Katholiken aus aller Welt zusammen - in diesem Jahr in Panama. Der Erlebnischarakter des Treffens hat sich erst mit den Jahren ergeben.
Größere Jugendveranstaltungen gibt es nicht. Die Weltjugendtage der katholischen Kirche sind alle zwei bis drei Jahre Anziehungspunkt für Hunderttausende und erinnern an große Musikfestivals.
Zum Treffen in Panama werden weit über 200.000 offizielle Teilnehmer aus 155 Ländern erwartet. Dazu kommen erfahrungsgemäß noch weitere Hunderttausende, die auf eigene Faust und ohne Anmeldung anreisen. Teilweise hatten Weltjugendtage schon weit über eine Million Besucher.
Am Flughafen von Panama-Stadt herrscht Hochbetrieb - auch die Gepäckzahl zeugt von der großen Zahl von Gläubigen, die der Weltjugendtag anzieht.
Jung trifft jung
Dabei war lange nicht klar, wozu Weltjugendtage eigentlich gut sind, sagt Bernd Hagenkord, leitender Redakteur von Radio Vatikan. Die Kirche habe sich darstellen wollen, aber als eine junge Veranstaltung. Das aber, so Hagenkord, "hat nie so richtig funktioniert, weil es zu einem Aufeinandertreffen von Erlebnischarakter und offizieller Kirche kam."
Inzwischen präge das Erlebnis der jungen Leute die Veranstaltung. Zwar komme auch der Papst und wegen ihm auch viele Gläubige. Wichtig sei aber, "dass da junge Leute auf junge Leute treffen, dass der junge Katholizismus der Welt aufeinandertrifft".
Mehr als eine Kulisse für Franziskus
Auf keinen Fall dürften die Jugendlichen zur Kulisse eines Papstbesuches werden, meint Dirk Bingener, Präses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend. Das sei aber nicht ganz einfach, weil sich alle auf den Papst freuten. Dennoch gehe es darum, die Jugendlichen "in die Mitte" zu holen.
Was sich die jungen Pilger von heute nicht zweimal sagen lassen. Für Julia Schwarzer aus dem Bistum Limburg sind Weltjugendtage die ideale Bühne, um ihre Kirche zu verändern. Wenn diese Veränderung nicht von jungen Menschen komme, "dann kommt sie von nirgendwo her". Veränderungsprozesse verliefen nun einmal nicht von oben nach unten. Und auch, wenn die katholische Kirche "nicht als die basisdemokratische Organisation, die man sich so vorstellen kann, bekannt ist", merke sie doch, dass sie zuhören müsse. In diesem Prozess sei der Weltjugendtag etwas ganz Besonderes - weil so viele verschiedene Menschen zusammenkämen und diskutieren könnten.
Gefeiert wird schon vor der Eröffnung: Jugendliche aus Guatemala singen und tanzen in Panama-Stadt.
Glauben anders erleben
Dabei hilft es, auch den anderen Blick zu bekommen. In Panama werden die ausländischen Gäste hauptsächlich bei Familien untergebracht, auch weit außerhalb der wohlhabenden Hauptstadt. Dort können die jungen Leute eine andere Art von Katholizismus erleben, verspricht Paul Metzlaff von der Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz.
Beim Abendgebet gebe es "voll Rhythmus" - "da geht halt voll die Post ab". Da werde in der Messe getanzt, "und das ist cool". Darauf könnten sich die jungen Leute freuen.
Manche Besucher aus der Region nehmen lange Busreisen nach Panama in Kauf - so wie diese Katholiken aus Costa Rica
Die Probleme der Gegenwart
Und gleichzeitig viel lernen über ein Land, in dem etliche Probleme der Welt zusammenkommen, die auch den Papst beschäftigen. Es gehe, sagt Metzlaff, um Armut, um soziale Fragen, um Ungleichheit. Dazu werde sich auch der Papst äußern. Er werde aber auch zuschauen und aufnehmen, was gerade junge Menschen angehe.
Die entsprechenden Themen liegen auf dem Tisch. Auf der Jugendsynode im Vatikan ist mehr als deutlich geworden, dass sich die Kirche in vielen Bereichen verändern muss, um für junge Menschen attraktiv zu bleiben. Die Themen reichten vom Kampf gegen Missbrauch bis zu mehr Verantwortung für Frauen in Kirche.
Die Beschlüsse aus Rom müssten nun weltweit gelebt werden, sagt Bernd Hagenkord von Radio Vatikan. Wie sie "im praktischen Leben der weltweiten Kirche" weitergeführt werden, das werde sich unter anderem in Panama zeigen. "Ob das gelingt oder nicht, ist noch nicht ausgemacht. Da sind wir alle gespannt."
Die Aufgabe in der Welt
Geht es nach dem deutschen Jugendbischof Stefan Oster ist dabei jeder gefordert. Jeder Mensch habe "eine einzigartige Aufgabe in dieser Welt". Dies sei eine "Berufung", die vor allem deutlich werde, "wenn man sein Leben im Glauben und in der Verbindung zu Gott lebt". Es sei zu hoffen, dass auch viele Jugendliche diese Aufgabe spüren, dass es einen Ruf gebe, der von Gott an sie gehe - und der auch etwas mit Gemeinschaft zu tun habe.
Eine Gemeinschaft, die die Besucher der Weltjugendtage nirgendwo sonst so intensiv als Weltgemeinschaft erleben können.