Weltjugendtag in Panama Franziskus lässt vieles ungesagt
Mit einer Abschlussmesse endet heute der Weltjugendtag in Panama. Die letzte Gelegenheit für den Papst, zu den Besuchern zu sprechen. Bislang blieben viele Themen noch unberührt.
Die Welt brauche mehr Solidarität mit den Schwachen. Nur das, was man liebe, könne gerettet werden, sagte Papst Franziskus während einer abendlichen Gebetswache vor geschätzt 300.000 größtenteils jugendlichen Besuchern. Die meisten hatten Isomatten und Schlafsäcke dabei, um auf dem Freiluftgelände zu übernachten, auf dem auch die große Abschlussmesse stattfindet.
In seiner Ansprache wandte sich Franziskus direkt an seine Zuhörer:
Das Leben anzunehmen, kann auch bedeuten, all das willkommen zu heißen, was nicht vollkommen, rein oder gefiltert, aber deswegen nicht weniger liebenswert ist. Ist jemand, nur, weil er behindert oder zerbrechlich ist, nicht der Liebe würdig? Ist jemand, nur, weil er ein Fremder ist, weil er Fehler gemacht hat, weil er krank ist, oder weil er in einem Gefängnis sitzt, nicht der Liebe würdig?
Appell gegen "Hoffnungsmüdigkeit"
Solche Frage- und Antwortspiele sind typisch für den Papst aus Argentinien. Während der Andacht dankte er einem Ehepaar aus Panama dafür, sich gegen die Abtreibung der eigenen Tochter entschieden zu haben, obwohl bereits vor der Geburt klar gewesen sei, dass diese behindert auf die Welt kommen würde.
Zuvor hatte Franziskus in der Kathedrale von Panama-Stadt an Priester, Ordensleute und die Mitglieder kirchlichen Laienbewegungen appelliert, sich nicht von Fehlern der Kirche entmutigen zu lassen. Gerade unter den Geistlichen grassiere eine große Zukunftsmüdigkeit, die vom Kern des Glaubens ablenke:
Die Hoffnungsmüdigkeit kommt von der Feststellung, dass die Kirche durch ihre Sünde verwundet ist und dass sie viele Male die zahlreichen Schreie nicht zu hören vermochte, in denen sich der Schrei des Meisters verborgen hatte: 'Mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Viele Themen - doch nicht die drängendsten
Worte, die auch als Hinweis auf den Reformbedarf der Kirche verstanden werden konnten. Recht viel konkreter wurde der Papst allerdings nicht - vor allem bei jenen Themen, die vielen Katholiken in Europa auf den Nägeln brennen. Für den Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der sich im Namen der Deutschen Bischofskonferenz um die internationalen Beziehungen und damit auch um Entwicklungshilfe kümmert, ist das durchaus verständlich, wenn ein Weltjugendtag in Lateinamerika stattfindet.
"Etliche Punkte, die die Deutschen auf der Themenliste hatten, sind hier kein großes Problem, weil andere Themen viel drängender sind: Ungerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung. Das sind die Themen, die hier brennen", sagte Schick.
Tatsächlich hat sich der Papst in den vergangenen Tagen vor allem auf solche Probleme konzentriert, allerdings weniger deutlich, als sich viele Menschen in der Region von ihm erhofft oder erwartet hatten. Ricardo Soto, Religions- und Wirtschaftsexperte aus Panama, wagte eine Erklärung: "In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Welt verändert. Sie ist anders als zu dem Zeitpunkt, als Franziskus gewählt wurde. Vor allem Lateinamerika ist konservativer geworden. Darauf reagiert auch der Papst. Seine Botschaften klingen jetzt weniger direkt und seichter als früher. Man fragt sich, was er uns eigentlich sagen will."
Das ist möglicherweise etwas überspitzt formuliert, aber liberale Forderungen haben es derzeit schwer in Lateinamerika, wo konservative evangelikale Glaubensgemeinschaften der katholischen Kirche vielfach den Rang ablaufen.