Wien und Berlin einig Geflüchtete dürfen aus Ungarn einreisen
Die aus Ungarn kommenden Flüchtlinge können nach Österreich und Deutschland einreisen. Wie Österreichs Bundeskanzler Faymann erklärte, sei dieser Schritt mit Berlin abgestimmt. Die Entscheidung sei "aufgrund der heutigen Notlage an der ungarischen Grenze" gefallen.
Österreich und Deutschland wollen aus Ungarn kommende Flüchtlinge einreisen lassen. Das teilte der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann nach einem Telefonat mit dem ungarischen Regierungschef Viktor Orban mit.
Die Entscheidung sei aufgrund der aktuellen Notlage an der ungarischen Grenze und in Abstimmung mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel getroffen worden, erklärte das Bundeskanzleramt in Wien. Die Regierung in Berlin bestätigte die Angaben: Die Entscheidung sei in mehreren Gesprächen vereinbart worden, sagte der stellvertretende Sprecher der Bundesregierung, Georg Streiter.
"Menschen nicht im Stich lassen"
Angesichts eines Flüchtlingsmarschs in Richtung Österreich hatte die ungarische Regierung zuvor angekündigt, die Flüchtlinge mit Bussen an die Grenze zu bringen. Während der Nacht würden rund 100 Busse zum Budapester Bahnhof Keleti sowie zur Autobahn M1 gebracht, erklärte Orbans Stabschef Janos Lazar. Den Flüchtlingen werde angeboten, sich zum Grenzübergang Hegyeshalom fahren zu lassen. Der Bustransport zur Grenze bedeute aber nicht automatisch, dass die Flüchtlinge ausreisen dürften, fügte Lazar hinzu. Darüber müsse auch Österreich entscheiden. Mittlerweile sollen rund 60 Busse vorgefahren sein, um die Flüchtlinge an die Grenze zu bringen.
"Wir werden die Menschen in dieser Notsituation nicht im Stich lassen", hatte schon vor dem Telefonat mit Orban eine österreichische Regierungssprecherin der Nachrichtenagentur APA gesagt. Das Innenministerium in Wien erklärte, die Polizei und das Rote Kreuz seien auf die Ankunft der Flüchtlinge vorbereitet.
Fußmarsch von 175 Kilometern
Am Freitagnachmittag hatten sich in Ungarn nach Polizeiangaben rund 1200 Flüchtlinge zu Fuß auf den Weg zur Grenze gemacht. Zunächst war sogar von 2500 Flüchtlingen die Rede gewesen, die sich am Bahnhof Keleti in Bewegung gesetzt hätten. Sie wollten zu Fuß die rund 175 Kilometer entfernte österreichische Grenze erreichen. Die Polizei griff nicht ein. Teilnehmer des Marsches spreizten die Finger zum Siegeszeichen, andere schwenkten Bilder von Kanzlerin Merkel.