Ukrainischer Oberbefehlshaber Syrskyj Neuer Stratege mit viel Erfahrung
Der neue ukrainische Oberbefehlshaber Syrskyj kann im fast zwei Jahre dauernden Krieg Erfolge vorweisen: Dazu zählen die Verteidigung Kiews oder die Gegenoffensive um Charkiw. Gelingt es ihm, die Armee wieder zu Siegen zu führen?
Er steht vor einer Mammutaufgabe: Der neue ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj muss mitten im Krieg gegen die russischen Invasoren die wachsenden Probleme der Armee in den Griff bekommen. Es fehlt weiter an Munition trotz westlicher Waffenhilfe - und die Mobilisierung von Rekruten stockt, die Moral in der Truppe leidet wegen ausbleibender Erfolge.
Direkt nach seiner Ernennung erklärte der 58-Jährige, er wolle den Einsatz unbemannter Waffensysteme und die elektronische Kriegsführung ausbauen. Das sei ein Baustein für einen Sieg in dem Befreiungskampf, schrieb der Generaloberst im Nachrichtenkanal Telegram.
"Nur die Veränderung und ständige Verbesserung der Mittel und Methoden der Kriegsführung wird es uns ermöglichen, diesen Weg erfolgreich zu beschreiten." Als ebenso wichtig bezeichnete er die schnelle und passgenaue Versorgung der Truppen an der Front mit den gelieferten ausländischen Rüstungsgütern.
Syrskyj tritt für Rotation der Truppen ein
"Das Leben und die Gesundheit der Soldaten waren und bleiben der wichtigste Wert der ukrainischen Armee", schrieb Syrskyj weiter. Er tritt für eine Rotation der Truppen zwischen Kampfeinsätzen und Ruhe- und Ausbildungsphasen ein. Dafür müsse ein Gleichgewicht gefunden werden. Über den Austausch der erschöpften Fronttruppen und die Mobilisierung neuer Soldaten wird derzeit in der Ukraine heftig diskutiert.
Ein Gesetzentwurf liegt im Parlament. Die Mobilisierung war ein Punkt, an dem sich Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht mit dem am Donnerstag entlassenen früheren Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj einig geworden war.
Zwischen Syrskyj und Selenskyj gab es Militärexperten zufolge schon länger einen direkten Draht - auch unter Umgehung von Saluschnyj. Für Fachleute war die Ernennung Syrskyjs keine Überraschung, nur wenige im ukrainischen Militär verfügen über vergleichbare Erfahrungen.
Olexander Syrskyj (links) muss als neuer Oberbefehlshaber der Ukraine eine Strategie finden, die Armee wieder zu Siegen zu führen.
Verteidiger von Kiew
Syrskyj wird zugeschrieben, die Verteidigung Kiews im Februar 2022 organisiert zu haben. Zudem leitete er im September 2022 die Gegenoffensive in der Region Charkiw, wodurch die Ukraine die Städte Kupjansk und Isjum von den russischen Truppen zurückzuerobern konnte. Er kommandierte auch die hinhaltende Verteidigung der Stadt Bachmut bis Frühjahr 2023. Sie fügte den Russen schwere Verluste zu, war aber auch mit hohen ukrainischen Opfern erkauft.
Syrskyj hat noch die sowjetische Schulung durchlaufen, er erhielt seine Offiziersausbildung in Moskau. Der Generaloberst ist ethnischer Russe, er wurde im russischen Gebiet Wladimir geboren und lebt seit 1980 in der heutigen Ukraine.
Die Liste seiner Verdienste ist lang. Er war ein Kommandeur bei der Verteidigung gegen die als Separatistenbewegung getarnte russische Besetzung der Ostukraine ab 2014. Seit 2019 kommandiert der verheiratete Vater eines Sohnes die Landstreitkräfte der Ukraine.
Mit Informationen von dpa und AP