Trauerfeier für George Floyd Acht Minuten und 46 Sekunden Schweigen
Mit einer emotionalen Trauerfeier in Minneapolis haben Familie und Freunde an den bei einem Polizeieinsatz getöteten Schwarzen George Floyd erinnert. Es gab Worte mit großer Symbolkraft - und es gab minutenlanges Schweigen.
Die Geschichte von George Floyd sei ein Symbol für die Unterdrückung der Schwarzen in Amerika, sagte Bürgerrechtler Al Sharpton auf der Gedenkfeier in Minneapolis.
Seit über 400 Jahren konnten wir niemals die sein, die wir sein wollten oder erträumt haben zu sein, weil ihr Euer Knie in unseren Nacken drückt.
Bei der Zeremonie in der katholischen Universität North Central in Minneapolis stand ein goldener Sarg mit Floyds Leichnam in der Mitte der Kapelle. Auf Fernsehbildern ist zu sehen, wie der Bürgermeister der Stadt, Jakob Frey, davor kniet und weint.
"Pandemie von Rassismus und Diskriminierung"
Floyd sei an einer anderen Pandemie gestorben als Corona, sagte der Anwalt der Familie, Benjamin Crump, in seiner Rede. Die Pandemie von Rassismus und Diskriminierung in Amerika habe den 46-Jährigen getötet.
Pastor Sharpton forderte die Besucher der Gedenkfeier auf, acht Minuten und 46 Sekunden inne zu halten. Genau die Zeit, die George Floyd in Minneapolis am Boden gepresst lag, mit dem Knie des Polizisten in seinem Nacken. Selbst als Floyd bewusstlos war, griffen die anderen am Einsatz beteiligten Beamten nicht ein. Floyd starb in Folge der Polizeigewalt noch am Tatort.
FBI spricht von Versagen
Seitdem gehen im ganzen Land vor allem junge Amerikaner auf die Straße. In der Hauptstadt Washington knieten gestern Demonstranten im Gedenken an das Opfer vor dem Lincoln Memorial. Und FBI-Chef Christopher Wray sprach auf einer Pressekonferenz zum ersten Mal offen vom Versagen der Strafverfolgungsbehörden.
Die Familie von George Floyd leidet wie viele Familien, die Mitmenschen in den vergangenen Wochen auf ähnliche Weise verloren haben. Sie suchen einen Weg nach vorn. Genauer gesagt, das gesamte Land sucht einen Weg nach vorn. Denn es geht nicht nur um George Floyd, sondern um alle, die in den vergangenen Jahren unrechtmäßig getötet worden sind, von Menschen, von denen sie eigentlich beschützt werden sollten.
Das FBI ermittelt, ob die entlassenen Polizisten bei ihrem gewaltsamen Einsatz auch gegen Bundesgesetze verstoßen haben. Gestern hatte der Justizminister von Minnesota den hauptverdächtigen Beamten wegen vorsätzlicher Tötung ohne Heimtücke angeklagte. Weitere drei Polizisten müssen sich wegen Beihilfe verantworten.
Hoffnung auf Wandel
Auf der Trauerfeier in Minneapolis endete nicht ohne Hoffnung auf Wandel: Als er sah, dass bei Demonstrationen mehr junge weiße Amerikaner auf die Straße gehen als nur schwarze, da habe er gewusst, dass es eine andere Zeit, ein anderer Abschnitt ist, so Pastor Sharpton.
Und ich bin gekommen, um Dir zu sagen, Amerika, es ist an der Zeit, sich einzusetzen für Rechenschaft in der Strafjustiz.
Kommende Woche soll George Floyd in Texas beigesetzt werden. In der Stadt Houston, in der Floyd aufgewachsen war.