Tham-Luang-Höhle Höhlenrettung riskanter als gedacht
Die aus einer Höhle in Thailand geretteten Jungen erholen sich zusehends, wie erste Bilder aus der Klinik zeigen. Die Behörden geben zu: Ihre Rettung war noch gefährlicher als zunächst bekannt gegeben.
Erst kurze Zeit sind die wochenlang in der Tham-Luang-Höhle eingeschlossenen Jungen und ihr Trainer im Krankenhaus - ersten Bildern nach zu schließen sind sie aber guter Dinge: Die thailändischen Behörden veröffentlichten Bilder der geretteten Jungen, die sie auf der Station einer Klinik in Chiang Rai zeigen. Darauf tragen sie Mundschutz und formen mit ihren Händen das Victory-Zeichen. Mehrere Mitarbeiter der Klinik sind demnach bei ihnen.
Die aus der Tham-Luang-Höhle geretteten Jungen auf einem Foto, das die thailändischen Behörden herausgaben.
Amtsarzt Thongchai Lertvilairattanapong sagte auf einer Pressekonferenz, die Jungen im Alter zwischen elf und 16 Jahren und ihr 25-jähriger Trainer seien in einem "sehr guten mentalen Zustand": "Das ist wahrscheinlich deshalb so, weil sie die ganze Zeit gemeinsam als ein Team verbrachten, wo einer dem anderen hilft." Der Amtsarzt hob insbesondere hervor, dass der Trainer Ekkapol Chantawong seiner Mannschaft die ganze Zeit über Mut gemacht und Hoffnung gegeben habe.
Alle von ihnen seien auch "bei guter körperlicher Gesundheit" - den Behörden zufolge hat mindestens einer der Jungen jedoch eine leichte Lungenentzündung.
Hunderte thailändische Schulkinder versammelten sich vor dem Krankenhaus, um sich gemeinsam mit ihren Lehrern lauthals bei "allen, die zu dem erfolgreichen Einsatz beigetragen haben" zu bedanken.
Thailändische Schüler freuen sich über die gelungene Rettung.
Sauerstoffmangel, defekte Pumpe
Das Jugendfußballteam war am 23. Juni bei einem Ausflug in die Tham-Luang-Höhle von schweren Regenfällen überrascht worden und hatte sich vor den eindringenden Wassermassen tief in die Höhle flüchten müssen.
Erst nach neun Tagen waren sie von Höhlentauchern entdeckt worden. Die Rettung der Eingeschlossenen hatte sich zu einem mehrtägigen Wettlauf mit der Zeit und den einsetzenden Monsun entwickelt - und verlief offenbar noch brenzliger als zunächst bekanntgegeben.
Um dem Rettungstrupp das Vorankommen überhaupt zu ermöglichen, mussten große Mengen Wasser aus der Höhle gepumpt werden. Kurz nachdem der Trainer und ein Arzt die Höhle verlassen hatten, versagte nach Berichten des britischen "Guardian" die Hauptpumpe - der Pegel stieg schnell an. Taucher und Rettungsarbeiter seien zu diesem Zeitpunkt noch mit dem Einsammeln von Gerätschäften beschäftigt gewesen. Die verbliebenen Arbeiter in der Höhle seien zum Ausgang gerannt.
Auch der Sauerstoffmangel sei eine große Gefahr gewesen, berichtete der Missionsleiter Narongsak Osoattanakorn auf einer Pressekonferenz: Er war zum Zeitpunkt des Einsatzes bereits von 21 Prozent auf 15 Prozent abgefallen. "Was wir zuvor nicht gesagt haben: Wenn das auf zwölf Prozent abgesunken wäre, hätte die Gruppe einen Schock erleiden und ins Koma fallen können", sagte Narongsak.
Bislang war bereits bekannt gewesen, dass ein erfahrener Taucher der thailändischen Marine beim Versuch der Rettung ums Leben kam. Experten hatten es kaum für möglich gehalten, die Fußballmannschaft und ihren Trainer durch die größtenteils überflutete Höhle in einem mehrstündigen Aufstieg samt mehrerer Tauchgänge nach draußen zu bringen.
Am Dienstag war es aber gelungen, die letzten vier in der Höhle verbliebenen Jungen und ihren Trainer ins Krankenhaus einzuliefern - "groggy, aber sie haben geatmet" beschrieb einer der Taucher den Zustand der Geretteten.
Psychische Spätfolgen möglich
Vor dem Einsatz war ihnen ein Beruhigungsmittel verabreicht worden, um Panikattacken während des Einsatzes zu verhindern. Auf dem Weg aus der Höhle seien Ärzte postiert gewesen, die den Zustand der Fußballer ständig kontrolliert hätten.
Psychologen halten es für denkbar, dass sie während der Tortur seelische Traumata erlitten haben, die sich erst später zeigen könnten. Die Kinder sollen deshalb noch ein halbes Jahr lang psychologisch überwacht werden.
Auch die Klinik dürfen sie frühestens in einer Woche verlassen - einige Jungen durften aber schon ihre Eltern wiedersehen, die dabei Schutzkleidung trugen.
Zum Endspiel der Fußball-WM am Sonntag, auf das FIFA-Präsident Gianni Infantino die Jugendfußballer nach Moskau eingeladen hatte, können sie nicht reisen. Die behandelnden Ärzte versicherten aber, dass sie sich das Spiel im Fernsehen ansehen könnten.