UN-Sicherheitsrat zur Lage in Syrien Die Wunde der Welt
Giftgas, Fassbomben, Angriffe auf Hilfskonvois. Millionen Menschen wurden vertrieben, Hunderttausende sind tot. Der Krieg in Syrien macht die Welt ratlos. Appelle sind das Einzige, was bleibt, auch im UN-Sicherheitsrat.
Syrien, oder das, was davon noch übrig ist: Für den UN-Generalsekretär Ban Ki Moon ist es die schwärende Wunde der Welt. Und eine Schande. Auch eine persönliche. Nach zehn Jahren geht Ban im Dezember. Er hinterlässt - ohne eigene Schuld - den Friedhof der Weltgemeinschaft.
In der Welt fordere der Syrienkrieg die meisten Menschenleben, säe die größte Gefahr für Stabilität. Ban, der einsame Rufer, auch heute wieder, wenn er im Sicherheitsrat sitzt, bittet, fleht und appelliert. Mehr bleibt ihm nicht. Ein politischer Übergang ohne Baschar al-Assad - überfällig, aber unwahrscheinlich. "Nach so viel Gewalt und Regierungsversagen darf das Schicksal Syriens nicht an dem eines Mann hängen."
Es bleiben nur noch Appelle
Zwölf Millionen Menschen wurden vertrieben. Mehr als 300.000 sind tot. Assad setzte Giftgas gegen das eigene Volk ein. Das haben die UN schwarz auf weiß belegt. Es wurden Fassbomben eingesetzt, jetzt sogar ein Hilfskonvoi angegriffen. Da bleiben nur noch Appelle. Obama, der mächtigste Politiker der Welt, muss zurückgreifen auf das diplomatische Wortbesteck für Hilflosigkeit: "In Syrien, wo es keine militärischen Sieg geben wird, müssen wir auf die Kärrnerarbeit der Diplomatie setzen, die Gewalt zu beenden."
Die Waffenruhe wurde längst gebrochen. Die Hoffnung, Russland und die USA würden sich einigen und gemeinsam gegen den IS in Syrien kämpfen, ist so unrealistisch, dass sogar der deutsche Außenminister keine Verbalgirlanden mehr winden mag: "Wir werden überlegen müssen, ob es Wege in den verhandelten Waffenstillstand gibt oder ob das schon aussichtslos ist. Aber sicher kann ich mir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sein."
"Bitte Frieden"
Gestern saßen 20 Außenminister als Syrien-Unterstützergruppe in New York zusammen. Russen und Amerikaner waren am Ende ihrer Verhandlungsfähigkeit. Ein Russland, das im Sicherheitsrat seit fünfeinhalb Jahren alles blockiert, was das syrische Regime infrage stellt. Und ein UN-Generalsekretär der heute mit seinem Sondergesandten Staffan de Mistura im Sicherheitsrat wieder bitten, betteln, flehen wird.
Er appelliere an alle mit Einfluss, das Kämpfen zu beenden und Verhandlungen zu ermöglichen. Frieden in Syrien? Ein sterbender syrischer Arzt, zusammengebombt in Aleppo, war es, der dem UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien auf seinem Totenbett zwei Worte zuflüsterte: "Bitte Frieden" erzählte O´Brien. Er erzählte es im Sicherheitsrat. Das war im Mai dieses Jahres. Heute sitzt das mächtigste ohnmächtigste Gremium wieder zusammen. "Bitte Frieden". Der letzte Wunsch eines Arztes, der helfen wollte und dafür starb. Der letzte Wunsch scheint vorerst unerfüllt zu bleiben.