EU legt neue Spielzeug-Richtlinie vor Weniger Blei, bessere Verpackung, gründlichere Kontrolle
Mehrmals mussten im vergangenen Jahr große Spielzeughersteller Produkte aus dem Verkehr ziehen. Sie hatten giftige Stoffe verarbeitet - unentdeckt von den Behörden. Eine neue EU-Richtlinie soll solche Vorfälle in Zukunft verhindern.
Von Michael Becker, MDR-Studio Brüssel
Nein, eine hundertprozentige Sicherheit wird es nicht geben - auch nicht mit den neuen Bestimmungen zur Sicherheit von Kinderspielzeug - räumt Günter Verheugen ein, der deutsche EU-Kommissar in Brüssel. Dennoch: die neuen Bestimmungen sollen helfen, Kinderspielzeug so sicher zu machen wie möglich. "Spielzeuge sind kein Produkt wie jedes andere. Sie sind für die verwundbarste Verbrauchergruppe bestimmt", sagte Verheugen. Deshalb dürfe es keine Kompromisse bei der Sicherheit geben.
Seit Monaten sind Verbraucher verunsichert, vor allem durch immer neue Meldungen über Rückrufaktionen bei Kinderspielzeug. Im vergangenen Jahr wurde mehrfach Spielzeug vom Markt genommen, weil sich herausstellte, dass es mehr Blei enthielt als zulässig.
Die Auflagen werden strenger
Brüssel setzt nun auf ein ganzes Bündel von Maßnahmen: "Erstens: wesentliche strengere Anforderungen an die Produktion und an das Design von Spielzeugen. Zweitens: erhöhte Kontrollpflichten für die Hersteller und die Importeure. Drittens: verschärfte Kontrollen innerhalb der EU und an den Außengrenzen", erklärte EU-Kommissar Verheugen bei der Präsentation des neuen Regelwerks. Die Hauptverantwortung für die Sicherheit von Spielzeug liege ganz klar bei den Herstellern und den Importeuren, die könne ihnen niemand abnehmen, sagte EU-Kommissar Verheugen weiter.
80 Prozent des Spielzeugs, das in Europa verkauft wird, kommt aus China. Mit diesem Spielzeug - Made in China - gibt es die meisten Probleme. Wer Spielzeug aus China importiert muss allerdings auch dafür sorgen, dass es europäischen Sicherheitsstandards entspricht.
Gefährliche Stoffe weitgehend tabu
Nach den neuen Bestimmungen müssen Importeure und Hersteller von Spielzeug umfangreiche Sicherheitstests durchführen und diese genauestens dokumentieren. Wer gegen die Bestimmungen verstößt, soll zur Kasse gebeten werden. Darüber hinaus werden die Sicherheitsstandards für die Produktion von Spielzeug weiter verschärft - das gilt besonders für den Einsatz von Chemikalien. Die Grenzwerte für Blei und Quecksilber werden "soweit gesenkt, dass nach menschlichem Ermessen jede Gefährdung auszuschließen ist", sagte Verheugen.
Außerdem werden Duftstoffe verboten, die Allergien auslösen können. Hinzu kommt ein Verbot für alle Spielzeuge, die in Esswaren, wie Süßigkeiten, versteckt sind. Es werde alles verboten, was man essen müsse, um an das Spielzeug zu komme, sagte Verheugen. Das Überraschungs-Ei nahm er allerdings ausdrücklich davon aus.
Bisher handelt es sich bei all dem nur um Vorschläge, die jetzt von den EU-Ländern und dem Europaparlament noch abgesegnet werden müssen. Verbraucherschützer kritisieren bereits, dass ihnen die Maßnahmen nicht weit genug gehen.