Ardern tritt zurück "Nicht mehr genug im Tank"
Die neuseeländische Premierministerin Ardern will ihr Amt aufgeben - schon am Wochenende soll ihre Partei einen Nachfolger bestimmen. Für die 42-Jährige eine offenbar sehr schwere Entscheidung.
"Politiker sind Menschen. Wir geben alles, was wir können, so lange wir können. Und dann ist es Zeit. Und für mich ist es Zeit." Mit diesen Worten kündigte Jacinda Ardern überraschend ihren Rücktritt an. Zeitweise kämpfte die neuseeländische Premierministerin mit den Tränen:
Ich weiß, was es braucht, um diesen Job zu machen. Und ich habe nicht mehr genug im Tank, um dem gerecht zu werden.
Stark in Krisen, schwach beim Thema Wirtschaft
Es seien die fünfeinhalb erfülltesten Jahre ihres Lebens gewesen, allerdings auch mit vielen Herausforderungen. In ihre Amtszeit fielen die Terroranschläge auf zwei Moscheen in Christchurch, ein Vulkanausbruch mit vielen Toten und die Corona-Pandemie.
Während dieser Zeit bewies Ardern sich als sensible Krisenmanagerin und bekam dafür international viel Anerkennung. Hinter den Erwartungen zurück blieb die 42-Jährige jedoch bei Wirtschaftsthemen, wie der Bekämpfung der Wohnungsnot, der Inflation oder Kinderarmut. Die Kritik an ihr nahm daher zu.
Neuwahlen für Mitte Oktober angekündigt
"In diesem Sommer hatte ich gehofft, einen Weg zu finden, mich nicht nur auf ein weiteres Jahr, sondern auf eine weitere Amtszeit vorzubereiten - denn das ist es, was dieses Jahr erfordert. Das ist mir nicht gelungen", begründete Ardern ihre Entscheidung für die Amtsaufgabe.
Bereits in zweieinhalb Wochen, am 7. Februar, werde sie ihr Amt aufgeben. Neuwahlen kündigte Ardern für den 14. Oktober an - bei diesen werde sie nicht wieder antreten. Bis dahin bleibe sie Abgeordnete.
Australiens Premierminister Anthony Albanese schrieb auf Twitter, Ardern habe der Welt gezeigt wie man mit Verstand und Stärke führen könne. Neuseelands Oppositionsführer Christopher Luxon dankte der Premierministerin und wünschte ihr und ihrer Familie alles Gute.
Fokus auf das Private
Ardern sagte, ihrer vierjährigen Tochter Neve habe sie gesagt, sie werde dieses Jahr bei ihrer Einschulung dabei sein. Auch sei es an der Zeit, ihren langjährigen Partner Clarke Gayford zu heiraten. Mit diesem verlässt sie Arm in Arm den Raum der Pressekonferenz. Kolleginnen empfingen sie applaudierend und sangen für sie.
Auch wenn Ardern in Umfragen weiter knapp die beliebteste Politikerin des Landes ist, für ihre Partei sieht es nicht gut aus. Die konservative National Party liegt in den Umfragen vorn.
Die regierende neuseeländische Labour-Partei wird am Sonntag einen neuen Chef wählen. Der oder die Parteivorsitzende wird bis zur nächsten Parlamentswahl am 14. Oktober auch das Amt des Premierministers ausüben.
Ardern war bei ihrer Wahl 2017 die jüngste weibliche Regierungschefin der Welt gewesen. Ihr kometenhafter Aufstieg als Politikerin hatte in Neuseeland einen Namen: "Jacindamania". Diese Zeit geht nun zu Ende.