Antarktis-Kommission Erneut keine Einigung auf Meeresschutzgebiete
Die Antarktis-Kommission soll den Schutz bedrohter Tierarten im Südpolarmeer eigentlich stärken. Doch die Staaten konnten sich bei einer Konferenz wieder nicht auf neue Schutzgebiete einigen. Umweltschützer kritisieren Rückschritte.
Fast zwei Wochen lang haben die Vertreter der sogenannten Antarktis-Kommission CCAMLR im australischen Hobart über einen besseren Schutz der Weltmeere beraten. Konkret ging es um die Schaffung weiterer Meeresschutzgebiete. Doch nun gingen die Beratungen ohne Ergebnis zu Ende.
Eigentlich sollten weitere Schutzgebiete in der Ostantarktis, im Weddellmeer und in den Gewässern der Antarktischen Halbinsel ausgewiesen werden. In diesen Regionen sind mehrere Tierarten - darunter Pinguine, Robben oder Wale - durch die Folgen des Klimawandels, der Verschmutzung der Meere durch Mikroplastik, eines zunehmenden Tourismus und der Überfischung bedroht. Umweltschützer drängen seit langem auf einen umfassenderen Schutz dieser Meeresregionen.
Einstimmiges Votum notwendig
Auch Deutschland fordert schon lange die Einrichtung weiterer Meeresschutzgebiete, die als eine der besten Methoden zum Schutz mariner Ökosysteme und zur Sicherung der biologischen Vielfalt gelten. So können sich Fischbestände in Schutzzonen etwa innerhalb kurzer Zeit erholen, wenn sie nicht befischt werden.
Doch die Einigung scheiterte am Widerstand vor allem von zwei Staaten: Russland und China. Den weiteren Schutzgebieten hätten jedoch alle 27 für den Schutz der antarktischen Meeresfauna und -flora zuständigen Regierungen, die in der Antarktis-Kommission vertreten sind, zustimmen müssen. Dem Gremium gehören 26 Staaten und die EU an.
Özdemir prangert Blockade an
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir übte heftige Kritik am ausbleibenden Ergebnis der Beratungen in Australien. "Es bleibt keine Zeit mehr für eine Blockade aus geopolitischen Interessen", sagte der Grünen-Politiker. Der anhaltende Widerstand von Russland und China verdeutliche einmal mehr, "dass Russlands Interesse an konstruktiver globaler Zusammenarbeit gleich null ist und leider auch China die kurzfristige Ausbeutung schützenswerter Meeresressourcen wie Krill über deren langfristige Erhaltung stellt."
Aus Sicht der Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC) - ein Zusammenschluss von Umweltschutzorganisationen aus aller Welt - habe die Kommission sogar Rückschritte gemacht, statt beim Umweltschutz voranzukommen. Was auch an den unterschiedlichen Interessen liege, die die CCAMLR-Mitglieder verfolgten, sagte ASOC-Geschäftsführerin Claire Christian: "Die teilnehmenden Delegationen vertreten größtenteils Fischereiministerien, Außenministerien und nur ein kleiner Teil der CCAMLR-Delegierten vertritt Umweltministerien."
Noch kurz vor Beginn der CCAMLR-Tagung hatte ASOC einen Bericht veröffentlicht, in welchem die Organisation vor akuten Schäden durch die Erderwärmung warnte. In der Antarktis und im sie umgebenden Südpolarmeer komme es zu beispiellosen Temperaturanomalien mit häufigeren Hitzewellen im Meer, was zu einem schrittweisen Rückgang des Meereises führe.
Bislang zwei Schutzgebiete geschaffen
Das "Übereinkommen über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis" (CCAMLR) wurde 1980 ins Leben gerufen. 2009 hatte die Kommission vereinbart, ein System von Meeresschutzgebieten im Südpolarmeer einzurichten. Seitdem wurden aber nur zwei der sechs geplanten Schutzgebiete geschaffen. Seit 2016 sind die Verhandlungen immer mehr ins Stocken geraten.
Laut ASOC sind derzeit rund acht Prozent der Weltmeere geschützt. Die Vereinten Nationen haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 30 Prozent des Meeres zu schützen.