Referendum Kasachen für Bau von Atomkraftwerk
Bisher setzte Kasachstan hauptsächlich auf Kohlekraftwerke, aber die können die Nachfrage kaum decken. Deshalb soll jetzt ein Atomkraftwerk gebaut werden. In einem Referendum stimmte die Mehrheit für den Bau.
In Kasachstan haben die Bürgerinnen und Bürger in einem Referendum für den Bau des ersten Atomkraftwerks in dem zentralasiatischen Land gestimmt. Laut zwei vom Staatsfernsehen veröffentlichen Umfragen nach der Stimmabgabe votierten rund 70 Prozent mit "Ja". Die Wahlkommission will das amtliche Ergebnis noch am Montag veröffentlichen. Die Beteiligung an der Abstimmung lag nach Angaben der Kommission bei knapp 64 Prozent. Das Referendum wird als gültig angesehen, wenn mehr als 50 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgeben.
Kasachstan ist der weltgrößte Produzent von Uran, produziert selbst jedoch zu wenig Strom. Dies soll sich durch den Bau des AKW ändern. Die Regierung von Präsident Kassym-Schomart Tokajew will mit dem Projekt nicht nur die Stromversorgung sichern, sondern auch umweltschädliche Kohlekraftwerke schrittweise abschaffen.
Laut Nachwahlbefragung von 284.000 Menschen in Kasachstan stimmten 69,8 Prozent für den Bau eines AKW.
"Größtes Projekt der Geschichte"
Um den Bau der Nuklearanlage bewerben sich Unternehmen aus Frankreich, Russland, China und Südkorea. Präsident Tokajew bezeichnete das geplante AKW als "das größte Projekt in der Geschichte des unabhängigen Kasachstan". Er plädierte dafür, dass die Anlage von einem "Konsortium aus globalen Unternehmen mit Technologien auf dem neuesten Stand" gebaut wird. "Um beim globalen Fortschritt nicht an der Seitenlinie zu stehen, müssen wir unsere Wettbewerbsvorteile nutzen", sagte Tokajew vor der Abstimmung.
Errichtet werden soll das Atomkraftwerk für geschätzte zehn bis zwölf Milliarden Dollar in der Ortschaft Ulken am Ufer des Balkaschsees. Einige Einheimische hoffen auf neue Arbeitsplätze, während sich andere um die Wasserqualität des Sees sorgen. "Ich unterstütze das Kraftwerk", sagt Dametken Schulgejewa, die seit mehr als 20 Jahren in dem Dorf mit 1200 Einwohnern lebt. "Das ist unsere Zukunft."
Auch Widerstand gegen den Bau
Zugleich gibt es auch Widerstand gegen das Projekt. Gegner befürchten eine Umweltkatastrophe im Fall eines Unfalls in der Anlage. Und die ehemalige Sowjetrepublik hat auch ihre eigenen Erfahrungen mit Atomkraft. So halfen zehntausende Kasachen 1986 bei den Aufräumarbeiten nach der Atomkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl und trugen lebenslange Gesundheitsprobleme davon. Zudem wurden in dem Land hunderte sowjetische Atomwaffentests durchgeführt, die große Landstriche unbewohnbar machten und bei vielen ein Misstrauen gegenüber allem Nuklearen schürten.
Bei Protesten gegen das Vorhaben waren in den vergangenen Wochen laut Berichten privater kasachischer Medien zahlreiche Menschen festgenommen worden.