Unabhängigkeit von Moskau Ukraine begeht Nationalfeiertag
Die Ukraine feiert heute ihre Unabhängigkeit von der damaligen Sowjetunion. Großveranstaltungen wurden aus Angst vor russischen Angriffen abgesagt. EU, NATO und Kanzler Scholz gratulierten und sagten weiter Unterstützung zu.
Sechs Monate nach Beginn des russischen Kriegs hat die Ukraine ihren Unabhängigkeitstag begangen. An diesem Tag wird an die Unabhängigkeitserklärung des Landes von der Sowjetunion 1991 erinnert. Der diesjährige Nationalfeiertag fällt auf das Datum, an dem vor genau sechs Monaten Russland seinen Krieg gegen die Ukraine begann.
Große Versammlungen verboten
Am Morgen waren in Kiew Sirenen zu hören, die vor Luftangriffen warnten. In der Hauptstadt sind große Versammlungen bis Donnerstag verboten, Großveranstaltungen wurden abgesagt - aus Angst vor schweren Raketenangriffen durch Russland. Eine kleine Anzahl Bewohner versammelte sich aber auf dem zentralen Platz der Stadt. Dort waren zerstörte russische Panzer ausgestellt worden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief in einer Rede seine Landsleute auf, wachsam zu sein. "Russische Provokationen und brutale Angriffe sind möglich", teilte Selenskyj mit. "Und denken Sie daran: Wir müssen alle gemeinsam den Sieg erzielen."
Die Ukraine sei am Morgen des 24. Februar als Nation wiedergeboren worden, so Selenskyj weiter. "Eine Nation, die nicht weinte, schrie oder sich fürchtete. Eine, die nicht floh. Nicht aufgab. Und nicht vergaß." Die Ukraine werde die schon 2014 durch Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim und die in den vergangenen Monaten verlorenen Regionen im Donbass zurückerobern, bekräftigte er.
Selenskyj und seine Frau Olena nahmen in Kiew an einem "Gebet für die Ukraine" mit Vertretern aller Glaubensrichtungen teil.
Zeremonie in Brüssel
In Brüssel wurde zur Feier des Unabhängigkeitstages eine riesige blau-gelbe Nationalflagge des Landes entfaltet. An der Zeremonie auf dem Grand-Place in der historischen Innenstadt nahmen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Hunderte andere Unterstützer und Bürger der Ukraine teil.
Von der Leyen hatte der Ukraine am Morgen in einer Videobotschaft Unterstützung beim Wiederaufbau versprochen. "Gemeinsam werden wir die Städte Stein für Stein wieder aufbauen und die Gärten und Felder Samen für Samen neu anlegen", sagte sie. Europa stehe heute und langfristig an der Seite der Ukraine.
Grußbotschaft von Kanzler Scholz
Bundeskanzler Scholz veröffentlichte eine Grußbotschaft auf Twitter und sagte der Ukraine erneut die unbefristete Hilfe Deutschlands zu. Die Bundesrepublik werde der Ukraine finanziell, militärisch und politisch helfen. "Wir werden weiter Waffen liefern von der Panzerhaubitze bis zum Flugabwehrsystem, Monat für Monat", sagte Scholz. "Wir werden weiterhin ukrainische Soldatinnen und Soldaten an modernstem europäischen Kriegsgerät ausbilden."
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg wünschte der Ukraine "Stärke und Erfolg" und sagte Unterstützung zu, "so lange es nötig" sei. Die ukrainischen Streitkräfte und das gesamte ukrainische Volk zeigten enormen Mut und Entschlossenheit, sagte er. Unter der Führung von Selenskyj stellten sie eine Inspiration für die Welt dar. "Die Ukraine muss sich durchsetzen, und die Ukraine wird sich durchsetzen."
Papst Franziskus rief erneut zum Frieden zwischen Russland und der Ukraine auf, ohne Russland als Aggressor zu benennen. Bei der Generalaudienz im Vatikan rief zum Gebet auf "für das ukrainische Volk, das seit sechs Monaten den Schrecken des Krieges erleidet". Unter dem Beifall Tausender Pilger sagte Franziskus, er hoffe, dass "konkrete Schritte für ein Ende des Krieges und zur Vermeidung einer nuklearen Katastrophe in Saporischschja unternommen werden".
Auch der belarusische Machthaber Alexander Lukaschenko hat der Ukraine zum Unabhängigkeitstag gratuliert. Er sei davon überzeugt, dass "die derzeitigen Widersprüche" die über Jahrhunderte gewachsenen Beziehungen zwischen den Völkern der Ukraine und von Belarus nicht zerstören könnten, erklärte Lukaschenko.
Russland hatte seinen Angriffskrieg auf die Ukraine auch von belarusischem Territorium aus gestartet. Lukaschenko hatte einen russischen Truppenaufmarsch in seinem Land geduldet, offiziell zu Militärmanövern. Belarus ist finanziell und politisch stark von Russland abhängig.