Ein ukrainischer Soldat am Rande eines Schützengrabens auf einem Übungsplatz im Süden des Landes

160.000 neue Soldaten Ukraine will Armee deutlich vergrößern

Stand: 29.10.2024 21:51 Uhr

Die unter Druck geratene ukrainische Armee soll nach Plänen der Regierung in Kiew um weitere 160.000 Soldaten aufgestockt werden. Russland startet derweil ein neues Manöver seiner Atomstreitkräfte.

Das Parlament der Ukraine hat das Kriegsrecht im Land und die Mobilmachung um weitere 90 Tage verlängert. Für beide Gesetze stimmte jeweils eine Zweidrittelmehrheit der Obersten Rada, wie ukrainische Medien berichteten. Die Gesetzentwürfe waren zuvor von Präsident Wolodymyr Selenskyj eingereicht worden.

Laut der Nachrichtenagentur AFP plant die Ukraine konkret, ihre Armee um rund 160.000 weitere Soldaten zu vergrößern. Der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Oleksandr Lytwynenko, habe im Parlament angekündigt, diese Zahl von Männern solle zusätzlich zum Wehrdienst herangezogen werden.

Mehr als eine Million Männer mobilisiert

Nach Angaben Lytwynenkos, auf die sich AFP bezieht, wurden seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 bereits insgesamt 1,05 Millionen Männer für den Wehrdienst mobilisiert.

Die neuen Maßnahmen gelten nun vorerst bis Anfang Februar kommenden Jahres. Die Mobilmachung sieht unter anderem eine Ausreisesperre für Männer im wehrfähigen Alter zwischen 18 und 60 Jahren vor - mit nur wenigen Ausnahmen.

Russland hält Manöver seiner Atomstreitkräfte ab

Unterdessen gab Russlands Präsident Wladimir Putin bekannt, ein weiteres Manöver seiner Atomstreitkräfte habe begonnen. Der mögliche Einsatz von Nuklearwaffen sei das äußerste Mittel, die Sicherheit des Landes zu gewährleisten, so Putin nach Angaben des Kreml. Demnach verfolgte Putin die Übung per Videoschalte. Er kündigte den testweisen Start von Raketen während des Manövers an. Ob es dazu kam, ist laut Nachrichtenagentur dpa unklar.

Das US-Verteidigungsministerium zeigte sich allerdings gelassen. Nach dem Verständnis des Pentagon sei es eine planmäßige Übung, sagte ein Sprecher. "Es ist also keine Überraschung." Man sehe aktuell keine Veränderung in der russischen Haltung zu Atomwaffen, die eine Veränderung der eigenen Position erfordern würde.

Russland werde sich nicht auf ein nukleares Wettrüsten einlassen, sagte Putin in Moskau. Aber es werde seine strategischen Streitkräfte weiter vervollkommnen. Die Mittel dafür seien vorhanden. Russische Interkontinentalraketen würden so ausgerüstet, dass sie eine gegnerische Flugabwehr überwinden könnten. 

Das seit Jahren gespannte Verhältnis zwischen der Atommacht und den westlichen Ländern hat sich durch den Angriffskrieg weiter verschlechtert. Putin erinnerte mehrmals öffentlich daran, dass Russland bei einer Gefahr für seine Existenz zu Atomwaffen greifen könnte.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 29. Oktober 2024 um 22:15 Uhr in den Nachrichten.