Schweres Orkantief "Ciarán" trifft Frankreich und Großbritannien
Wegen des Orkantiefs "Ciarán" sind in Frankreich mehr als eine Million Haushalte ohne Strom, mindestens ein Mensch kam ums Leben. Auch in England wurden erste Schäden gemeldet. Deutschland soll der Sturm dann abgeschwächt erreichen.
Das von schweren Stürmen begleitete Orkantief "Ciarán" hat den Nordwesten Frankreichs getroffen. Umgestürzte Bäume blockierten Straßen und Bahnstrecken. 1,2 Millionen Haushalte in Frankreich seien ohne Strom, teilte Energieministerin Agnès Pannier-Runacher am Morgen mit. Techniker seien damit beschäftigt, die Versorgung wieder herzustellen. 780.000 der betroffenen Haushalte befinden sich in der Bretagne, wie der Stromversorger Enedis mitteilte. 3.000 Techniker seien im Einsatz.
Auch Hunderte Feuerwehrleute sind im Einsatz. Im Departement Aisne, nordöstlich von Paris, kam in der Nacht ein Lkw-Fahrer ums Leben, als sein Fahrzeug von einem umstürzenden Baum getroffen wurde, wie Transportminister Clément Beaune dem Sender France Info sagte. Wegen zahlreicher umgestürzter Bäume wurde der Verkehr auf den Landstraßen des Departements am Morgen untersagt. Sturmböen erreichten örtlich Geschwindigkeiten bis zu 200 Kilometern pro Stunde.
21 Meter hohe Welle
Aus Vorsorge evakuierten einzelne Orte Bereiche unmittelbar an der Küste. Vor dem Departement Finistère wurde eine 21 Meter hohe Welle gemessen. An der Atlantikküste, der Nordküste sowie der östlichen Mittelmeerküste gilt bis zum Abend Überschwemmungsgefahr durch Sturmfluten. Die Behörden warnten eindringlich vor dem Unwetter. Gemeinden hatten noch am Mittwoch Dämme verstärkt und zusätzliche Barrikaden nahe der Küste errichtet.
In zwei Departements gilt weiterhin die höchste Unwetterwarnstufe rot, in 24 weiteren die Warnstufe orange. Der Zugverkehr in den Regionen Bretagne, Normandie, Pays de Loire, Hauts de France und Centre Val de Loire bleibt heute weitgehend eingestellt. Auch im Umland von Paris gab es Behinderungen von Regionalzügen durch umgestürzte Bäume. Die stärksten Winde durch das Orkantief "Emir", das international als "Ciarán" bekannt ist, dürften in Frankreich am Vormittag schon vorbei sein.
Orkantief trifft auch Englands Küste
Auch den Südwesten Englands und die Kanalinseln traf "Ciarán" in der Nacht. Auf der Insel Jersey wurden der Polizei zufolge Windgeschwindigkeiten von bis zu 164 km/h gemessen. "Bitte bleiben sie drinnen. Es ist sehr gefährlich da draußen", so eine Mitteilung der Jersey Police. Etwa 40 Menschen seien wegen Sturmschäden über Nacht aus ihren Häusern evakuiert worden, teilte die Polizei mit.
Medien berichteten von abgedeckten Dächern und umgestürzten Bäumen. Der Flugverkehr von und nach Jersey wurde eingestellt, Schulen blieben geschlossen. Auch an der Südküste Englands stellten sich die Menschen auf starke Einschränkungen durch den Sturm ein. Hunderte Schulen in den Grafschaften Cornwall und Devon blieben geschlossen. Berichten zufolge waren 6.000 Haushalte in Devon ohne Strom. Erwartet wurde, dass das Orkantief im Laufe des Tages weitere Schäden entlang englischen Küste anrichten wird.
Mehrere Bahnbetreiber im Großraum London riefen die Menschen auf, nur wirklich notwendige Reisen anzutreten. Die Bahngesellschaft Eurostar, die Verbindungen von Festland-Europa nach Großbritannien anbietet, rechnete nach eigenen Angaben mit Behinderungen und langsameren Fahrten. Mehrere Fährunternehmen haben ihre Verbindungen im Ärmelkanal für heute gestrichen. An der Küste wird mit Überschwemmungen gerechnet. Die britische Küstenwache warnte Menschen davor, sich in Ufernähe aufzuhalten.
Ausläufer auch in Deutschland erwartet
Auch an der belgischen und niederländischen Nordseeküste sind Sturm- und Orkanböen mit bis zu 120 Kilometern pro Stunde möglich. In Belgien rief der Wetterdienst Warnstufe orange für die flämische Küste aus und Warnstufe gelb für den Rest des Landes. Die Städte Brüssel, Antwerpen und Lüttich schlossen öffentlich Parks.
Deutschland wird das Orkantief aber nach Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) nur in stark abgeschwächter Form erreichen. In Nordrhein-Westfalen sind bereits Feuerwehr und Polizei unter anderem wegen umgestürzter Bäume im Einsatz. Bei der Bahn und auf den Straßen in NRW gab es Störungen. In der Eifel wurden am Morgen Böen von mehr als 100 Kilometer pro Stunde gemessen.