"Marco Polo" vor Schweden Die Fähre ist frei, der Schaden bleibt
Vor zehn Tagen war eine Fähre vor der schwedischen Küste auf Grund gelaufen. Heute wurde die "Marco Polo" freigeschleppt. 25.000 Liter Schweröl hatte sie verloren - Hunderte Seevögel drohen zu verenden.
Seit Tagen gehen die Bilder durch die schwedischen Medien. Bilder von ölverschmutzten Stränden und Seevögeln. Mittlerweile haben sich mehrere Hundert Freiwillige gemeldet, um die Küste auf einer Länge von rund 20 Kilometern im Süden des Landes vom Öl zu befreien.
Eine mühsame Arbeit, die nur in Schutzanzügen ausgeführt werden darf. Nun wächst die Kritik. Auch am Verhalten der deutschen Reederei, so unter anderem bei Anwohner Lars Nilsson. "Die Reederei hat sich einfach stumm gestellt", sagte er im schwedischen Fernsehen TV 4. Sie seien völlig unzugänglich für Medien und alle, die Fragen an sie haben. "Das ist erbärmlich. Sie sollten die Verantwortung für ihr Handeln oder zumindest die Kosten für alle Freiwilligen übernehmen, die sich für die Sanierungsarbeiten an der Küste angemeldet haben."
Fähre verlor 25.000 Liter Schweröl
In Sichtweite der verschmutzten Strände. Die Auto- und Passagierfähre "Marco Polo", die am Sonntag vor einer Woche auf dem Weg von Travemünde nach Klaipeda vor der schwedischen Küste auf Grund gelaufen war. Und das nicht nur einmal. Die Besatzung hatte offenbar versucht, nach einer ersten Grundberührung die Fahrt fortzusetzen, lief dann aber wenige Kilometer weiter erneut auf Grund.
Das 30 Jahre alte Schiff hat nach schwedischen Angaben mindestens 25.000 Liter Schweröl verloren. Heute morgen nun wurde mit der Bergung der Fähre begonnen. Dafür sind die schwedische Küstenwache und zwei Schlepper vor Ort.
"Die 'Marco Polo' wird von zwei Bugsierbooten in tieferes Wasser gebracht, wo sie ankern und nach weiteren Schäden untersucht wird", sagte Valdemar Lindekranz, der Pressesprecher der schwedischen Küstenwache am Morgen im schwedischen Radio. "Wir haben bisher noch nicht den gesamten Rumpf inspizieren können. Dann leeren wir die restlichen Tanks."
Diese Aufnahme vom 23. Oktober zeigt die Reinigungsarbeiten im Naturschutzgebiet Spraglehall in Krokas, Schweden. Auch Tiere befreien die Helfer vom Öl.
Helfer befreien Tiere vom Öl
Nach Angaben des schwedischen Fernsehens ist offenbar bei dem Manöver vor der Küste erneut Öl ausgetreten. Hunderte von Seevögeln drohen inzwischen zu verenden. Helfer sind seit Tagen damit beschäftigt, die Tiere zu reinigen.
In einer Lagerhalle hat man Zelte und mehrere Wannen aufgebaut. Gearbeitet wird auch hier mit Schutzanzügen und Atemmaske. Ulrike Daugard ist eine von ihnen. "Es tut weh, richtig schlimm", sagt sie. "Ich hoffe, dass irgendjemand dafür zur Verantwortung gezogen wird."
Der Aufwand und die Kosten für die Reinigung sind enorm. Für einen einzigen Schwan brauchen vier Personen rund drei Stunden, um das Gefieder komplett vom Öl zu befreien. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, sagt ein anderer Helfer. "Man fragt sich, wie lange das dauern wird und wie viele Menschen helfen müssen, um das wieder weg zu kriegen. Man kann ja nicht einfach mit einem Bagger langfahren."
Erholung wird wohl Jahre dauern
Die Langzeitfolgen sind noch nicht abzusehen, so Arne Nilsson von der Katastrophenhilfe Vögel und Wild. "Wir haben so schöne Strände längs der Küste, wo wir vielleicht die nächsten zehn Jahre nicht mehr baden gehen dürfen."
Mittlerweile ist auch die schwedische Politik in dem Fall engagiert. Vor ein paar Tagen reisten Zivilschutzminister Carl-Oskar Bohlin und Umweltministerin Romina Pourmokhtari an die Küste von Blekinge. "Als Umweltministerin werde ich natürlich ein Auge darauf haben, dass sich die Umwelt dort erholen kann", so Pourmokhtari. "Es wird sicherlich ein langer Weg, angesichts des entstandenen Schadens."
Gegen die Besatzung der "Marco Polo" wird inzwischen ermittelt. Zwei Mitglieder wurden bereits zu einer Geldstrafe wegen rücksichtslosen Verhaltens in der Schifffahrt verurteilt. Eine Interviewanfrage der ARD zum Unglück wurde von der Reederei bis zum Mittag nicht beantwortet.