Öltanker im Roten Meer leer gepumpt "Wir haben eine tickende Zeitbombe entschärft"
Vor der Küste des Jemen ist eine beispiellose Umweltkatastrophe abgewendet worden. Ein schrottreifer Öltanker wurde im Auftrag der UN vollständig leer gepumpt. An Bord der "FSO Safer" befanden sich mehr als eine Million Barrel Erdöl.
Im Roten Meer ist unter Leitung der Vereinten Nationen eine beispiellose Umweltkatastrophe verhindert worden. Mit einem hochgefährlichen Einsatz sei es gelungen, von dem schrottreifen Tanker "FSO Safer" die gesamte Ladung von mehr als einer Million Barrel Öl abzupumpen, teilte das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) mit.
Das 47 Jahre alte Schiff liegt vor der Küste des Bürgerkriegslandes Jemen. Es wurde seit Jahren nicht mehr gewartet. Es drohte auseinanderzubrechen oder zu explodieren. UNDP-Chef Achim Steiner sagte der Nachrichtenagentur dpa, man habe eine "tickende Zeitbombe entschärft".
Scharfe Kritik an Ölkonzernen
Trotz dieses Erfolgs braucht das UNDP dringend weiteres Geld, um den Tanker sauber zu verschrotten. Steiner kritisierte die bislang wenig spendable Öl- und Gasindustrie scharf: "Dass Öl- und und Gasgesellschaften, die ein Rekordjahr mit Gewinnen in Milliardenhöhe hinter sich haben, sich nicht in der Lage sehen, sich zu beteiligen, ist peinlich und schwer nachzuvollziehen."
Er habe die Chefs von mehreren Firmen nun angeschrieben und um Unterstützung gebeten, so Steiner. Das UNDP habe schon Vorschüsse leisten müssen und dafür Geld aus Töpfen nehmen müssen, das nun nicht mehr für humanitäre Projekte zur Verfügung stehe.
Der marode Öltanker "FSO Safer" liegt vor der Küste des Jemen.
20 Millionen Dollar fehlen
Die gesamte Aktion inklusive Verschrottung der 350 Meter langen "FSO Safer" kostet etwa 143 Millionen Dollar (rund 130 Millionen Euro). Dem UNDP fehlen noch rund 20 Millionen Dollar. Deutschland gehört mit gut zwölf Millionen Dollar zu den größten Spendern für die Aktion.
UNDP-Chef Steiner sagte, ein Unglück auf der "FSO Safer" hätte jahrzehntelange Folgen gehabt. Das Schiff wäre zu einem Symbol für verheerende Umweltschäden geworden wie einst die "Exxon Valdez". Der Tanker war 1989 vor Alaska auf Grund gelaufen. Die daraus resultierende Ölpest gilt bis heute als größte Umweltkatastrophe der internationalen Schifffahrt. "Durch das, was wir in den letzten Wochen geschafft haben, wird sich in einigen Monaten - Gott sei Dank - niemand mehr an den Namen 'Safer' erinnern."
Tanks werden gesäubert
Das Öl befindet sich nun auf dem Tanker "Yemen". Das UNDP hatte ihn eigens für die Aktion gekauft. Auf der "FSO Safer" müssen die Tanks jetzt mit Meerwasser gesäubert werden. Das Wasser wird auch auf der "Yemen" gelagert. Verträge darüber, wo die "FSO Safer" anschließend verschrottet wird, stehen nach Angaben Steiners kurz vor dem Abschluss.
Die "Yemen" bleibt in jemenitischen Gewässern. Beide Seiten des Konflikts hätten im Prinzip zugestimmt, dass das Öl verkauft wird und der Erlös den Menschen zugute kommt, so das UNDP. Die Situation im Land gilt als eine der größten humanitären Katastrophen der Welt.
Einnahmen aus Ölverkauf für humanitäre Hilfe?
Der Bürgerkrieg im Jemen begann 2014, als Huthi-Rebellen große Teile des Landes überrannten. Er ist bis heute ungelöst. Mehr als drei Viertel der gut 30 Millionen Einwohner sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Vorstellbar wäre aus UN-Sicht, dass der Erlös aus dem Verkauf des Öls in einen Sonderfonds unter UN-Aufsicht fließt. Der Fonds könnte das Geld nach vorher von allen Seiten vereinbarten Prinzipien verteilen.
Verhandlungen über die Modalitäten des Ölverkaufs stehen noch aus. Das UNDP behält bis Ende des Jahres die Aufsicht über die "FSO Safer" und wird Spezialisten der staatlichen jemenitischen Ölgesellschaft für die Wartung des Tankers "Yemen" ausbilden.