Rauchschwaden auf dem Frachtschiff MV Solong in der Nordsee vor der Küste von Yorkshire, England auf.

Kollision in der Nordsee Polizei ermittelt gegen russischen Kapitän

Stand: 12.03.2025 16:01 Uhr

Nach der Schiffskollision vor der britischen Nordseeküste wird gegen den russischen Kapitän des Frachters "Solong" wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung ermittelt. Das Schiff war in der Vergangenheit bei Kontrollen aufgefallen.

Die britischen Behörden ermitteln nach der Schiffskollision in der Nordsee gegen den Kapitän des Frachters "Solong". Beim dem 59-Jährigen handele es sich um einen russischen Staatsbürger, erklärte die Hamburger Reederei Ernst Russ, der das Schiff gehört. Die übrigen Besatzungsmitglieder stammen demnach ebenfalls aus Russland sowie von den Philippinen.

Der Kapitän war am Dienstag wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und grobe Fahrlässigkeit festgenommen worden. Eine offizielle Anklage wurde noch nicht erhoben.

36 Seeleute konnten gerettet werden

Wie es zu der Kollision kommen konnte, ist noch unklar. Der Frachter "Solong" war am Montag 16 Kilometer vor der englischen Küste mit dem vor Anker liegenden Tanker "Stena Immaculate" zusammengestoßen, der Flugbenzin geladen hatte.

Beide Schiffe gerieten in Brand und wurden schwer beschädigt. Ein Teil der Tankerladung lief in die Nordsee. Insgesamt 36 Besatzungsmitglieder beider Schiffe konnten sicher an Land gebracht werden. Ein noch vermisstes Besatzungsmitglied sei wahrscheinlich tot, erklärte der britische Unterstaatssekretär Mike Kane.

"Solong" bestand Kontrolle nicht

Die britischen Ermittler gehen nicht von einem vorsätzlich herbeigeführten Zusammenstoß aus. Allerdings wurde inzwischen bekannt, dass die "Solong" in der Vergangenheit bei Kontrollen auffiel.

Wie die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf Hafenunterlagen berichtete, soll der Frachter im Juli in Dublin die Sicherheitsprüfungen in Bezug auf die Steuerung nicht bestanden haben. Die Inspektoren stellten insgesamt zehn Mängel fest. Bei einer folgenden Inspektion im Oktober in Schottland seien zwei weitere Mängel festgestellt worden. In beiden Fällen wurde das Schiff demnach nicht festgehalten.

Die Untersuchungen zu dem Unglück liegen federführend bei den Flaggenstaaten. Die "Solong" fährt unter portugiesischer Flagge. Die "Stena Immaculate" war im Auftrag der US-Regierung unterwegs und transportierte knapp 35 Millionen Liter Flugzeugtreibstoff, die für die in Großbritannien stationierten Flugzeuge der US-Airforce bestimmt waren.

Greenpeace hofft auf geringe Schäden

Die "Solong" treibt noch immer brennend im Meer. Die Behörden gehen aber davon aus, dass sie sich wahrscheinlich über Wasser halten kann.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace äußerte die Hoffnung, das ausgelaufene Kerosin werde die lokale Meeresfauna mit Walen, Delfinen, Papageientauchern, Basstölpeln und Trottellummen nicht so schlimm schädigen, wie zunächst befürchtet. "Wir sind noch nicht ganz aus der Gefahrenzone heraus, aber es sieht so aus, als ob eine Umweltkatastrophe gerade noch abgewendet werden konnte", sagte Greenpeace-Vertreter Paul Johnston.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 12. März 2025 um 16:00 Uhr.