Wegen TV-Doku über Papst Warschau bestellt US-Botschafter ein
Nach einer TV-Doku mit Vorwürfen gegen den verstorbenen polnischen Papst Johannes Paul II. hat die Regierung den US-Botschafter einbestellt. Der Sender, der die Doku ausgestrahlt hatte, gehört einem US-Unternehmen.
Eine TV-Dokumentation über die Rolle, die der frühere Papst Johannes Paul II. beim Decken von sexuellem Missbrauch gespielt haben soll, wird zu einer diplomatischen Affäre. Die polnische Regierung bestellte den US-Botschafter ein - der Sender, der die Dokumentation ausgestrahlt hatte, gehört zum US-Unternehmen Discovery.
In der am Wochenende vom Sender tvn ausgestrahlten Dokumentation berichteten Investigativjournalisten von ihrer Recherche, nach denen der spätere Papst während seiner Amtszeit als Erzbischof in Krakau vom sexuellen Missbrauch seiner Pfarrer gewusst und diese gedeckt haben soll.
Regierung spricht von "hybridem Krieg"
Als Begründung für die Einbestellung des Botschafters nennt das polnische Außenministerium "Handlungen eines Fernsehsenders, der auf dem polnischen Markt investiert". Die möglichen Folgen seien gleichzusetzen mit "einem hybriden Krieg, geführt mit dem Ziel, Spannungen und Spaltung in der polnischen Gesellschaft herbeizuführen", so das polnische Außenministerium weiter.
Auf die Vorwürfe gegen den verstorbenen Papst ging die von der konservativen PiS-Partei angeführte Regierung nicht ein. Johannes Paul II. gilt in Polen als Nationalheld, weil er sich während seiner Amtszeit als Papst für die antikommunistische Oppositionsbewegung eingesetzt hatte.
Parlament verteidigt Johannes Paul II.
Das Parlament in Warschau, der Sejm, verabschiedete eine Resolution, die den "guten Namen" des Papstes verteidigen soll. Darin werden die Berichte als "mediale schändliche Hetzjagd" bezeichnet, die auf Material der Behörden der früheren Volksrepublik Polen basiere. Die Vorwürfe hätten "selbst die Kommunisten nicht zu nutzen" gewagt.
Den Antrag, den die Fraktion der Regierungspartei PiS eingebracht hatte, nahmen die Parlamentarier mit 271 zu 43 Stimmen an. Allerdings nahmen nicht alle Abgeordneten an der Abstimmung teil, die größte Fraktion der Opposition boykottierte sie. Insgesamt hat der Sejm 460 Abgeordnete.