Seenotrettung im Mittelmeer "Ocean Viking" und "Nadir" helfen Migranten
Erneut sind Menschen im Mittelmeer gerettet worden: Die "Ocean Viking" nahm mehr als 150 Migranten an Bord, die "Nadir" half etwa 100 Menschen. Viele Menschen schaffen es aber nicht - in Tunesien wurden Leichen angespült.
Die "Ocean Viking" hat bei drei Rettungseinsätzen im Mittelmeer insgesamt 153 Menschen an Bord genommen. Dies meldet die französische Hilfsorganisation SOS Méditerranée. Die Aktionen hätten innerhalb von sieben Stunden in maltesischen Hoheitsgewässern stattgefunden.
Nach Angaben von SOS Méditerranée waren die Migranten fünf Tage auf See, zwei Tage davon ohne Wasser und Nahrung. Deshalb seien die Menschen erschöpft und dehydriert. Der Europäische Verband für Seenotrettung mit Sitz in Marseille begrüßte die Rettungsaktionen und teilte mit, diese seien "eng von den italienischen Seebehörden koordiniert worden".
Gemeinsam mit am Donnerstag geretteten 15 Migranten steuert die "Ocean Viking" nun den zugewiesenen italienischen Hafen Civitavecchia an, der gut 70 Kilometer nordwestlich von Rom und damit drei Tagesreisen entfernt liegt.
Hilfsorganisationen hatten in der Vergangenheit die italienische Praxis kritisiert, sehr weit entfernte Häfen zuzuweisen, und werfen der italienischen Regierung vor, damit Hilfseinsätze zu behindern. Die maltesischen Behörden reagieren nach Darstellung der Hilfsorganisationen gar nicht mehr auf Hilfeersuchen.
"Nadir" hilft 100 Menschen
Das Schiff "Nadir" der Organisation Resqship half nach eigenen Angaben insgesamt etwa 100 Menschen in Seenot. Der erste Einsatz erfolgte den Angaben zufolge in der Nacht zu Freitag. Die "Nadir" habe einem manövrierunfähigen Holzboot Nothilfe geleistet. Das Boot mit 54 Personen an Bord sei so lange begleitet worden, bis die italienische Küstenwache die Menschen an Bord genommen und nach Lampedusa gebracht habe.
Am Freitagmorgen fand die "Nadir" eigenen Angaben zufolge ein mit 47 Personen überfülltes Stahlboot, das zu kentern drohte. Als Wasser in das Boot eindrang, seien die Menschen "immer panischer" geworden. Trotz der kritischen Situation habe die Besatzung der "Nadir" lang auf die Erlaubnis der italienischen Behörden warten müssen, um die Menschen an Bord nehmen zu dürfen.
Viele Leichen an Tunesiens Küste
Die Route über das Mittelmeer ist nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration die gefährlichste aller Flüchtlingsrouten. Die UN-Organisation schätzt, dass im vergangenen Jahr mehr als 1400 Menschen dort ums Leben kamen. Seit Beginn dieses Jahres sind es schon mehr als 800 Tote.
Allein an der tunesischen Küste wurden nach Angaben der Nationalgarde in den vergangenen zehn Tagen 210 Leichen entdeckt. Die Migranten stammten wahrscheinlich aus Ländern südlich der Sahara.