Kanareninsel nach Vulkanausbruch Der schleppende Wiederaufbau auf La Palma
Seit Weihnachten ist der Vulkanausbruch auf La Palma beendet. Doch der Wiederaufbau dauert - auch, weil die Lava teils noch 500 Grad heiß ist und giftige Gase aufsteigen.
Die Ostersaison ist den Umständen entsprechend gut gelaufen - zeitweise habe es keine Mietautos für Touristen mehr gegeben, sagt "Miki" Nguyen. Der Deutsche ist vor dreißig Jahren nach La Palma ausgewandert, vermittelt Mietwagen und Ferienwohnungen.
Sein Büro und seine Wohnung standen in Todoque, einem Ort, den es heute nicht mehr gibt. Er hat ein neues Büro in Los Llanos aufgemacht: "Jetzt versuchen wir das eben wieder aufzubauen. Wir sind seit 2002 am Start mit der Autovermietung und haben Stammpublikum, und es gibt viele La-Palma-Touristen, die schon bei lokalen Anbietern buchen."
Vulkantouristen wollen näher ran
So ein lokaler Anbieter ist auch Jonas Perez. Er bringt Wanderer zu Touren-Einstiegen, holt sie wieder ab und bietet Rundfahrten an. Während der Vulkan aktiv war, hat er viele Vulkanbegeisterte zu Aussichtspunkten gefahren. Jetzt, wo der Vulkan erloschen ist, müsse er näher ran, damit das noch attraktiv genug ist, sagt er: "Wir wollen Zugang zu bestimmten Gegenden, damit wir den Vulkan besser zeigen können."
Touristen auf einer Führung durch die Vulkanasche. Nun, wo der Vulkan erloschen ist, wollen viele näher ran.
Im Moment könne man nicht nahe genug heran, sagt er. Dabei gibt es eine Straße, die zur Rückseite des neuen Vulkankegels führt. Im Februar lag dort meterhoch die Asche auf dem Weg, jetzt ist der Asphalt wieder frei.
Doch öffnen könne man die Straße trotzdem noch nicht, sagt Heriberto Lorenzo, Katastrophenschutz-Beauftragter der Insel: "Wie haben immer noch Vulkan-Warnstufe. Es bleiben bestimmte Gefahren, darunter giftige Gase. Und außerdem geht es auch darum, diese besondere, neu entstandene Landschaft, zu bewahren - auch für die Zukunft."
Drohnen vermessen den Boden neu
Weiter unten, auf den Lavafeldern, laufen aber schon konkrete Wiederaufbauarbeiten. Wichtiges Werkzeug dabei: Drohnen, die die Oberfläche mit Laserradar präzise neu vermessen, erklärt der Verantwortliche für Digitalen Wandel, Gonzalo Pascua:
"Wenn wir eine Straße oder Gebäude planen wollen, müssen wir wissen, wie das Gelände aussieht. Natürlich haben wir die Pläne von vor dem Ausbruch, aber durch die Lava ist das Relief jetzt anders. Vor Ort vermessen können wir nicht, die Lava ist noch zu heiß."
Eine provisorische Straße über Lavafelder. Der Straßenbau dauert, an einigen Stellen ist die Lava noch bis zu 500 Grad heiß.
Lava ist teils noch Hunderte Grad heiß
Über den von der Lava verschluckten Ort Todoque hinweg, wird gerade schon eine neue Straße gebaut. Eine knifflige Angelegenheit, denn an manchen Stellen herrschen noch Temperaturen von 500 Grad, erklärt der Inselbeauftragte für Infrastruktur, Borja Perdomo: "Wir rechnen damit, dass sie in viereinhalb Monaten fertig ist. Wir versuchen, sie vorher schon einspurig mit Ampelsteuerung frei zu geben."
Ein wichtiger touristischer Ort der Insel ist nach wie vor menschenleer: nach Puerto Naos dürfen die Einwohner weiterhin nicht zurück, auch dort sind Gase das Problem. Das bedeutet auch, dass einer der wichtigsten Strände und der größte Hotelkomplex der Insel nicht genutzt werden können. Erste Flächen, auf denen neue Bananenplantagen entstehen könnten, sind identifiziert, aber auch da geht es nur schleppend voran.
Erste Vulkanopfer können neu bauen
Immerhin haben erste Vulkanopfer, die ihre Haus verloren haben, jetzt Baugenehmigungen bekommen. Manche Menschen sind aber auch vor der Erinnerung geflohen: So wie die deutschen Auswanderer Silke und Edwin, die jetzt im Osten der Insel wohnen und sich über den Regen und viel Grün dort freuen: "Als das Haus am 28. Oktober unterging, haben wir gleich gesagt: weg! Aber zwei, drei Tage später haben wir doch gemerkt, nein, wir sind hier angekommen und wir bleiben. Und drüben im Westen, wo unser Haus stand, da wollten wir nicht mehr sein - zu viele Erinnerungen, das war für uns zu leidbelastet."
Die beiden hatten Glück: sie waren versichert, haben das Geld relativ zügig bekommen, und auf der Ostseite der Insel ein bezahlbares Häuschen für sich gefunden. Aber nicht alle Geschädigten hatten eine Versicherung, die staatlichen Hilfen kamen nur schleppend an. Und: im Westen der Insel ist Bauland nach dem Vulkanausbruch knapper und teurer geworden. Bewältigt ist die Katastrophe noch lange nicht.