Nach Angriff in Paris Tausende gedenken getöteter Kurden
Um den kurdischen Mordopfern die letzte Ehre zu erweisen, haben sich Tausende Menschen in Paris versammelt. Die drei Särge wurden durch die Menge zu einem Saal gebracht. Dort standen Menschen Schlange, um Abschied zu nehmen.
Anderthalb Wochen nach einem wohl rassistisch motivierten Angriff in Paris haben Mitglieder der kurdischen Gemeinschaft bei einer Trauerfeier der drei Todesopfer gedacht. Tausende Menschen nahmen die Särge der Toten im Pariser Vorort Villiers-le-Bel in Empfang, wie auf Fotos und Videos zu sehen war. Französischen Medienberichten zufolge wurden etwa 10.000 Menschen zu der Trauerfeier erwartet. Von der Polizei und aus dem örtlichen Rathaus gab es zunächst keine Angaben zur Teilnehmerzahl.
Eingehüllt in Fahnen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) wurden die drei Särge durch die Menschenmenge in einen Festsaal gebracht. Tausende Menschen verfolgten die Trauerfeier außerhalb des Saals auf Großleinwänden, drinnen war ein Bild des in der Türkei inhaftierten PKK-Führers Abdullah Öcalan aufgebaut.
Mitglieder der kurdischen Gemeinschaft stehen vor den Särgen der drei Opfer und nehmen Abschied.
Bestattung in der kurdischen Heimat
"Wir sind hier, weil es unsere Pflicht ist. Unsere Eltern führen seit Jahren den Kampf, und wir führen ihn weiter", sagte die etwa 30 Jahre alte Celik der Nachrichtenagentur AFP zufolge mit Blick auf die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden. Diese leben als Minderheit in der Türkei, aber auch in Syrien, dem Nordirak und im Iran.
Aus mehreren europäischen Ländern waren Kurden in Sonderbussen nach Villiers-le-Bel gereist, um Abdurrahman Kizil, dem kurdischen Sänger Mir Perwer und Emine Kara die letzte Ehre zu erweisen. Die Toten sollten später in ihre kurdische Heimat überführt und dort bestattet werden, teilte der kurdische Dachverband Demokratischer Kurdischer Rat in Frankreich (CDK-F) mit.
Kurden sehen Zusammenhang mit Türkei
Am 23. Dezember hatte ein Mann vor einem kurdischen Gemeindezentrum und in einem nahe gelegenen Friseursalon mehrere Schüsse abgefeuert und drei Menschen getötet. Drei weitere Menschen wurden bei dem Angriff im zehnten Pariser Arrondissement verletzt. Fünf der Opfer haben die türkische Staatsbürgerschaft, ein Opfer ist Franzose.
Nach Angaben des CDK-F waren sie alle kurdische Aktivisten. Der Verband hatte den Angriff als "terroristische Attacke" gewertet, zu der es nach zahlreichen türkischen Drohungen gekommen sei. Die Türkei bekämpft seit langem kurdische Unabhängigkeitsbestrebungen, die von der PKK und weiteren kurdischen Organisationen vorangetrieben werden.
Französische Ermittler sprechen hingegen von einem rassistischen Motiv. Laut Staatsanwaltschaft bekannte sich der mutmaßliche Täter zu einem "pathologisch gewordenen Hass auf Ausländer". Er sitzt in Untersuchungshaft.
Der 69 Jahre alte Franzose war erst kurz vor dem Angriff wegen einer früheren Tat aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Er war im Dezember 2021 mit einem Säbel auf Migranten in einem Pariser Lager losgegangen. Dabei hatte er zwei Menschen verletzt und mehrere Zelte zerschnitten.