Nach tödlichen Schüssen Trauermarsch für Kurden in Paris
Angehörige der kurdischen Gemeinschaft in Frankreich haben bei einem Schweigemarsch ihrer erschossenen Landsleute gedacht. Am Freitag hatte ein Franzose aus "pathologischem Hass" auf Ausländer drei Kurden getötet.
Nach den tödlichen Schüssen auf drei Kurden in Paris haben sich Hunderte Menschen zu einem Gedenkmarsch für die Todesopfer am Tatort versammelt. Die Demonstrierenden riefen auf Kurdisch unter anderem "Unsere Märtyrer sterben nicht" und forderten auf Französisch "Wahrheit und Gerechtigkeit". Sie zogen von einem kurdischen Kulturzentrum, wo am Freitag ein 69-jähriger Franzose das Feuer eröffnete, zu einem Ort, an dem 2013 drei kurdische Frauen erschossen aufgefunden worden waren.
Mehrere Schüsse abgefeuert
Am Freitag hatte der Mann vor einem kurdischen Gemeindezentrum und in einem nahegelegenen Friseursalon mehrere Schüsse abgefeuert und drei Menschen getötet. Drei weitere Menschen wurden bei dem Angriff im zehnten Pariser Arrondissement verletzt.
Fünf der Opfer haben die türkische Staatsbürgerschaft, ein Opfer ist Franzose. Nach Angaben des kurdischen Dachverbands Demokratischer Kurdischer Rat in Frankreich (CDK-F) sind alle Opfer kurdische Aktivisten.
Sechs Frauen halten die Bilder von getöteten Kurdinnen und Kurden in der Hand. Drei Getötete starben am vergangenen Freitag, die anderen drei (2., 3. u.5. v.l.) sind PKK-Mitglieder, die 2013 in Paris erschossen wurden.
Ermittlungsverfahren eröffnet
Gegen den mutmaßlichen Täter wurde nun offiziell ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Ihm wird den Berichten zufolge unter anderem rassistisch motivierter Mord und versuchter Mord sowie unerlaubter Waffenbesitz vorgeworfen. Der Verdächtige hatte sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft zu einem "pathologisch gewordenen Hass auf Ausländer" bekannt. Er hatte es auf Migranten allgemein abgesehen und beim kurdischen Gemeindezentrum ihm unbekannte Menschen angegriffen, wie er laut Staatsanwaltschaft sagte.
Gegen Kurden hat er seiner Aussage zufolge etwas gehabt, weil sie "bei ihrem Kampf gegen (die Terrormiliz) 'Islamischer Staat' Gefangene nahmen, statt sie zu töten". Der Mann wurde mit Waffe und knapp 40 Schuss Munition festgenommen. Den Informationen zufolge wollte er die gesamte Munition verwenden und sich mit dem letzten Schuss selbst töten. Erst vor wenigen Tagen war der Verdächtige aus der Haft gekommen. Im vergangenen Jahr hatte er ein Zeltlager von Migranten angegriffen und mehrere Menschen verletzt.
Zusammenstöße nach Attentat
Viele Kurden zeigen sich wütend auf die französischen Sicherheitskräfte, da diese nicht genügend getan hätten, um Gewalttaten zu verhindern. In der Nähe des Tatortes am Freitag hatte es nach den Schüssen Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei gegeben, auch am Samstag kam es am Rande einer überwiegend friedlich verlaufenen Kundgebung zu Zwischenfällen. Die kurdische Gemeinschaft kritisierte die französischen Behörden und erklärte, die Polizei hätte mehr für ihren Schutz tun müssen.
Offizielle Protestnote aus der Türkei
Im Zusammenhang mit den Protesten bestellte die türkische Regierung den französischen Botschafter ein. Ankara habe dagegen protestiert, dass die französischen Behörden nicht genug gegen "anti-türkische Propaganda" unternommen hätten, verlautete aus Diplomatenkreisen. "Wir haben unsere Unzufriedenheit über die Propaganda ausgedrückt, die von PKK-Kreisen gegen unser Land lanciert wurde und darüber, dass die französische Regierung und einige Politiker als Propagandainstrument genutzt werden", hieß es weiter.
Einige der Demonstrierenden schwenkten Flaggen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die von der Türkei sowie den meisten westlichen Staaten, darunter die USA und die EU, als Terrororganisation eingestuft wird. Auf einigen Plakaten wurden angebliche Verbindungen zwischen der Türkei und dem mutmaßlichen Täter angedeutet.