Bootsunglück vor Griechenland Europol soll bei Ermittlungen helfen
Warum das überfüllte Migrantenboot im Mittelmeer gesunken ist, ist weiter unklar. Bis zu 700 Menschen waren wohl an Bord. Die griechischen Ermittler haben neun mutmaßliche Schleuser festgenommen - und die europäische Polizeibehörde um Mithilfe gebeten.
Nachdem ein Schiff mit mehreren Hundert Menschen an Bord in internationalen Gewässern vor der griechischen Küste gesunken ist, haben die griechischen Ermittler die europäische Polizeibehörde Europol um Unterstüzung gebeten. Ziel sei es, die Drahtzieher der mutmaßlichen Schleuserbande zu finden, die hinter der Überfahrt von Afrika nach Europa gesteckt haben soll.
Der mit 500 bis 700 Menschen völlig überfüllte Fischkutter war am Mittwoch rund 50 Seemeilen südwestlich der griechischen Halbinsel Peloponnes gesunken. 104 Überlebende wurden gerettet, 78 Menschen bislang tot geborgen. Die Suche nach Überlebenden ging am Samstag weiter - allerdings erschwerten schwere Winde die Arbeit, wie die griechische Küstenwache mitteilte. Hoffnungen auf die Bergung weiterer Überlebender gebe es kaum noch. Griechische Medien spekulierten, die Suche werde nach und nach beendet.
Neun mutmaßliche Schleuser festgenommen
Unter den Überlebenden sollen sich auch neun mutmaßliche Schleuser befinden, berichtete die griechische Tageszeitung "Kathimerini". Sie seien nach ihrer Rettung in Gewahrsam genommen worden, einer von ihnen befindet sich offenbar im Krankenhaus. Der Zeitung zufolge seien sie durch Aussagen anderer Überlebender identifiziert worden. Einer der Beschuldigten soll dem Bericht nach zugegeben haben, Geld für Arbeiten an Bord erhalten zu haben. Die anderen stritten demnach alle Vorwürfe ab.
5000 bis 6000 Euro pro Kopf für die Überfahrt
Bei den Beschuldigten soll es sich um Ägypter im Alter von 20 bis 40 Jahren handeln. Ihnen werden Menschenhandel, fahrlässige Tötung und die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Sie sollen einem Ring von Menschenschmugglern angehören, der in den vergangenen Monaten bis zu 18 der lebensgefährlichen Überfahrten von Libyen nach Italien organisiert haben soll, wie der griechische Staatssender ERT berichtete. Am Montag sollen sie der Staatsanwaltschaft vorgeführt werden.
Überlebende berichteten nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa, 5000 bis 6000 Euro pro Kopf für die Überfahrt gezahlt zu haben.
Unbestätigte Berichte über griechische Küstenwache
Darüber, wer die Verantwortung für das Unglück mit den vermutlich Hunderten Toten trägt, gibt es viele Gerüchte und unterschiedliche Interpretationen. Sowohl die griechische Küstenwache als auch die Grenzschutzagentur Frontex wussten von dem Boot, schon bevor es kenterte - das ist sicher. Nur, was in dieser Nacht genau passierte, ist immer noch unklar.
Nach einem unbestätigten Bericht soll die Besatzung eines Schiffs der Küstenwache ein blaues Seil zum Fischerboot geworfen haben - offenbar mit der Absicht, es in Schlepptau zu nehmen. Dadurch soll das Boot gekentert sein. Die Küstenwache wies diese Vorwürfe entschieden zurück. Überlebende Migranten werfen der griechischen Küstenwache aber vor, das Boot die Richtung italienischer Gewässer gezogen zu haben, wie ein WDR-Reporter berichtet.