Tod eines Radfahrers in Paris Großes Entsetzen - und Mordermittlungen
In Paris ist ein Radfahrer von einem SUV überrollt und getötet worden - Zeugen sagen, der Autofahrer habe ihn absichtlich überfahren. Die Polizei ermittelt nun wegen Mordes. Der Fall heizt einen alten Streit weiter an.
Der Fall hat viele Menschen in Paris aufgewühlt: Ein 27 Jahre alter Radfahrer stirbt, nachdem er von einem SUV überrollt wurde. Der Fahrer des Wagens habe den jungen Mann nach einem Streit absichtlich überfahren, behaupten Zeugen. Für heute hat der Fahrradverein "Paris en selle" zu Gedenkveranstaltungen vor den Rathäusern im Großraum Paris aufgerufen.
Kann es wirklich sein, dass der SUV-Fahrer den jungen Mann absichtlich überfahren hat, wie es die Zeugen übereinstimmend schildern? Polizeipräfekt Laurent Nunez sagt, man müsse immer Vorsicht walten lassen. "Aber ja, die Polizei ermittelt, weil es nach Absicht aussieht."
Sanitäter sprachen von einem regelrechten Blutbad
Am Freitag wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes eröffnet. Der SUV-Fahrer Ariel M. habe auf seiner Fahrt rote Ampeln missachtet und die durch einen Bordstein abgegrenzte Fahrradstraße benutzt, schildert die Staatsanwaltschaft in einem Kommuniqué. Außerdem habe er mehrere Radfahrer gestreift und sei schließlich auf dem Fuß des Radfahrers Paul Varry zum Stehen gekommen. Deshalb sei ein Streit ausgebrochen.
Der Radfahrer habe auf die Kühlerhaube geschlagen und sich vor dem linken Kotflügel des Autos aufgebaut. Daraufhin habe der Fahrer die Reifen seines SUVs in Richtung seines Kontrahenten gedreht, Gas gegeben und den jungen Mann überfahren. Sanitäter sprachen später von einem regelrechten Blutbad.
Polizeikräfte schirmen den mutmaßlichen Tatort in Paris ab.
Der Fahrer behauptet, er habe sich bedroht gefühlt
Viele Radfahrende sind entsetzt. "Wir versammeln uns hier, um uns gegenseitig in den Arm zu nehmen. Das ist so hart", sagt eine. Ein anderer erklärt: "Ich selbst bin schon mehrfach mit dem Tod bedroht worden, nur weil ich es gewagt hatte, an der Scheibe eines Autos zu klopfen, um den Menschen am Steuer darauf aufmerksam zu machen, dass er mich fast überfahren hätte."
Der 52-jährige Tatverdächtige Ariel M. gab laut französischen Presseberichten zu Protokoll, er habe sich von dem 27-Jährigen Paul Varry bedroht gefühlt. Dieser sei ausgerastet und habe wie ein Irrer auf die Motorhaube geschlagen. Laut Medienberichten ist Ariel M. bereits polizeibekannt. Wegen Betrugs, aber auch wegen Gewaltausbrüchen.
"Seine Waffe war sein Auto"
Die Mutter des Opfers äußerte sich im Fernsehsender RMC: "Wenn sich ein Fahrzeug vor einem Radfahrer oder einem Fußgänger befindet, der keinerlei Panzer hat, dann handelt es sich wohl um Tötungsabsicht. Denn da herrscht keine Waffengleichheit", meinte sie. "Dieser Mann hat mit seiner Waffe getötet, seine Waffe war sein Auto."
Aus Sicht der größten Fahrrad-Vereinigung der Hauptstadt "Paris en selle" hat diese Aggression gegen Radfahrer System. Fahrradaktivistin Marion Soulet: "Das können wir nicht tolerieren. Dieses Maß an Aggression ist leider sehr verbreitet. Unsere Mitglieder erleben das jeden Tag."
Alle Verkehrsteilnehmer beklagen Rücksichtslosigkeit
Alle beklagen das Gleiche: Auto-, Rad- und Rollerfahrer, aber auch Fußgänger werfen sich gegenseitig rücksichtsloses Verhalten vor. Kritiker machen Bürgermeisterin Anne Hidalgo verantwortlich, die den Wandel zur Fahrradstadt mit der Brechstange herbeiführen wolle und die Konkurrenz auf den Straßen der dicht besiedelten Stadt massiv erhöht habe.
Polizeipräfekt Laurent Nunez: "Wir kontrollieren alle Teilnehmer - Autofahrer, aber auch Fahrradfahrer. Es gibt auch viele Radfahrer, die sich nicht an die Regeln halten." Zwar gehen die Unfallzahlen bei Fußgängern und Radfahrern insgesamt zurück. Doch die Stadt hat den SUVs den Kampf angesagt. Je größer und schwerer das Auto, desto größer sei die Gefahr, heißt es aus dem Rathaus.