Hochhausbrand in Valencia "In drei, vier Stunden war alles vorbei"
Nach dem schweren Hochhausbrand in Valencia ist die Zahl der Toten auf mindestens neun gestiegen. Besonders schockiert hat viele, wie rasend schnell sich die Flammen durch die Fassade gefressen haben.
Das ausgebrannte Hochhaus in Valencia qualmt noch, als Feuerwehrleute sich am Mittag zum ersten Mal in das Gebäude wagen. Hinter den verkohlten Fassaden arbeiten sie sich vorsichtig durch das Wohnhaus, das möglicherweise einsturzgefährdet ist, auf der Suche nach Vermissten - und den Gründen für den verheerenden Brand. Mindestens neun Menschen kamen ums Leben, 15 wurden verletzt. Zwischenzeitlich waren die Behörden von zehn Todesopfern ausgegangen.
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez macht sich am Mittag an der Unglücksstelle ein Bild von der Lage. Sanchez dankte den Einsatzkräften und kündigte Hilfe für die Opfer an. "Wir sind hier, um der Regierung der Stadt und der Region unsere Hilfe anzubieten", sagte er. "Um herauszufinden, was passiert ist, und wie wir den Familien helfen können, die Opfer dieser schrecklichen Tragödie geworden sind."
Modernes Haus aus den Nullerjahren
Das Feuer war am Donnerstagabend in einer Wohnung des 14-stöckigen Gebäudes ausgebrochen und hatte sich rasend schnell über die gesamte Fassade ausgebreitet. Starke Winde hatten die Flammen angefacht.
Die Geschwindigkeit, mit der das Feuer von einer Wohnung auf die gesamte Anlage übergriff, hat viele Spanier erschreckt. Schließlich handelt es sich um ein modernes Wohnhaus aus den Nullerjahren. "Es hat sich so schnell ausgebreitet", erinnert sich ein Augenzeuge. "Man kann an der Fassade sehen, wie schnell es ging. In drei, vier Stunden war alles vorbei."
Bauweise Grund für die schnelle Ausbreitung?
Experten vermuten, dass der Grund für die explosionsartige Ausbreitung des Feuers die Bauweise des Hauses sein könnte. Architekt David Calvo vermutet, dass sich hinter der Außenverkleidung aus Aluminium leicht entflammbare Kunststoffpanels befinden könnten, die durch eine erhöhte Luftzufuhr in Brand geraten sein könnten. Auch der starke Wind habe eine Rolle gespielt.
"Es gibt eine Luftkammer", erklärt er. Es heiße "belüftete Fassade", weil die Außenverkleidung nicht an der tragenden Fassade befestigt sei, die das Innere der Wohnung bildet. "Und dort, in dieser Kammer können Luftströme entstehen, die einen Kamineffekt erzeugen können. Und der facht das Feuer weiter an und macht es gefräßiger."
Für die rund 450 Bewohner des Gebäudes geht es nun darum, schnell wieder auf die Beine zu kommen. Viele von ihnen sind in der Nacht in Hotels oder bei Verwandten untergekommen. Weil sie in der Eile nichts mitnehmen konnten, haben Nachbarn noch in der Nacht Kleidung und Decken gesammelt. "Wir stehen unter Schock und wollten den Familien schnell helfen. Manche kamen fast nackt aus dem Gebäude", erzählen sie.
Dreitägige Trauerzeit ausgerufen
Valencias Bürgermeisterin María José Catalá sagte, so eine Tragödie habe Valencia noch nicht erlebt, und rief eine dreitägige Trauerzeit für die Stadt aus.
Der Präsident der Regionalregierung, Carlos Mazón, von der konservativen Volkspartei verspricht den Betroffenen konkrete Hilfszahlungen von 6.000 bis 10.000 Euro: "Geld für dringend nötige Ausgaben. Für Kleidung, Taxi, Lebensmittel." Hilfe für die, die so plötzlich alles verloren hätten. "Und ob sie bei Verwandten oder in einem Hotel sind, sie müssen wissen, dass für das Nötigste gesorgt ist", so Mazón.
Der Brand von Valencia hat Menschen in ganz Spanien schockiert. Nun hofft das Land, dass die Vermissten gefunden und die Gründe für die Katastrophe geklärt werden.