Protest gegen Papst-Äußerungen Hunderte Belgier wollen sich "enttaufen" lassen
Ende September besuchte Papst Franziskus Belgien - und bezeichnete Abtreibungen als "Mord", beteiligte Ärzte als "Auftragsmörder". Die Aussagen wirken immer noch nach: Hunderte katholische Belgier haben ihre "Enttaufung" beantragt.
In Belgien haben 524 Personen ihre "Enttaufung" beantragt. Wie belgische Medien berichten, schickten sie einen offenen Brief an den Apostolischen Nuntius, den Erzbischof von Mecheln-Brüssel und die sieben Diözesen des Landes.
Die Unterzeichner protestieren damit gegen Aussagen von Papst Franziskus, der bei seinem jüngsten Belgien-Besuch die teilweise Entkriminalisierung des freiwilligen Schwangerschaftsabbruchs als "mörderisches Gesetz" bezeichnet hatte. Der ehemalige belgische Generaldelegierte für die Rechte des Kindes, Bernard De Vos, rief daraufhin zu einer "Enttaufungsbewegung" auf, dem sich nun mehrere Hundert Menschen angeschlossen haben.
Einmal getauft, immer getauft
Anders als in Deutschland ist in Belgien kein formeller Kirchenaustritt möglich. Austrittswillige versuchen daher, ihren Eintrag aus dem kirchlichen Taufregister löschen zu lassen - dieses Vorgehen lehnt die Kirche jedoch ab, denn theologisch gilt: einmal getauft, immer getauft.
Kirchenaustritte verzeichnet die Belgische Bischofskonferenz in ihrer Statistik unter dem Schlagwort "Anträge auf Austragung aus dem Taufregister". Auf solche Anträge hin wird im Taufregistereintrag eine Notiz über einen "formalen Austritt aus der Kirche" ergänzt. Deswegen läuft die Debatte unter dem Schlagwort "Enttaufung".
Die Unterzeichner des offenen Briefes, die eine "Enttaufung" beantragen, haben noch ein zweites Problem mit ihrer Kirche: Sie prangern auch den Umgang mit Missbrauchsfällen und eine aus ihrer Sicht unzureichende Begleitung und Entschädigung von Missbrauchsbetroffenen an.