Berichte über Verhöre durch KGB Ex-Botschafter von Belarus überraschend verstorben
Der vom belarusischen Machthaber Lukaschenko erst vor wenigen Monaten abgesetzte Botschafter in Deutschland ist tot. Laut Medienberichten war der 48-jährige Sidorenko vom Geheimdienst KGB unter Druck gesetzt worden.
Nach seiner Absetzung als Botschafter in Deutschland ist der belarusische Diplomat Denis Sidorenko in seiner Heimat im Alter von 48 Jahren gestorben. Das Außenministerium in Minsk bestätigte erst nach Berichten unabhängiger Medien den Tod Sidorenkos, nannte jedoch keine Details zur Todesursache.
In einer Mitteilung in den sozialen Netzwerken nannte das Außenministerium Sidorenko "unseren lieben Kollegen", der "talentiert" und "verantwortungsvoll", ein "Profi" und ein "Patriot" gewesen sei. Sein Tod sei ein "großer Verlust für die ganze diplomatische Familie von Belarus".
Hatte sich für gute Beziehungen mit der EU eingesetzt
Mehrere unabhängige belarussische Medien, die im Exil im Ausland arbeiten, berichteten, dass sich der Familienvater nach Verhören durch den Geheimdienst KGB am 24. Juni aus dem Fenster eines Hochhauses in Minsk gestürzt habe. Andere Medien sprechen hingegen von einem "Herzanfall".
Erst im März dieses Jahres hatte Belarus' Machthaber Alexander Lukaschenko Sidorenko nach acht Jahren im Amt vom Posten des Botschafters in Deutschland abberufen. Der Diplomat hatte sich stets für gute Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Belarus eingesetzt. Er war auch während der gegen Lukaschenko gerichteten und dann niedergeschlagenen Proteste 2020 im Staatsdienst verblieben, als der Machthaber sich in einer manipulierten Wahl erneut den Sieg hatte zusprechen lassen.
Ein anonymer Ex-Mitarbeiter des belarusischen Außenministeriums vermutet im Gespräch mit dem Portal Zerkalo, dass Sidorenko wohl nur deshalb so lange im Amt bleiben konnte, weil Lukaschenko fürchtete, Deutschland würde keinen anderen Botschafter zulassen.
Lukaschenko wird oft als letzter Diktator Europas bezeichnet und führt Belarus mit harter Hand. Er lässt weiter die Todesstrafe vollstrecken und erlaubt keine freie Berichterstattung.
"Zum Problem für den Machtapparat geworden"
Der im Exil in der EU lebende Oppositionspolitiker Pawel Latuschko, selbst ein ehemaliger Diplomat, sagte dem Portal, dass Sidorenko ein Mann mit proeuropäischen und demokratischen Ansichten gewesen sei. Trotzdem habe er entschieden, Lukaschenkos Regime zu dienen, sei nach Belarus zurückgekehrt und dort zum Problem für den Machtapparat geworden. Latuschko zufolge durchlebte Sidorenko durch die Lügendetektortests des KGB schweren psychologischen Stress.
Erst 2022 war auch der belarussische Außenminister Wladimir Makej im Alter von 64 Jahren überraschend gestorben.