Nach Abaya-Verbot in Schulen Vater droht französischem Schulleiter mit Mord
Nachdem seine Tochter in Folge des Abaya-Verbots an französischen Schulen nicht hereingelassen wurde, hat ein Mann Morddrohungen gegen den Schulleiter ausgesprochen. Dafür muss er sich nun vor Gericht erklären. Von Carolin Dylla.
Der Vater des Mädchens befand sich seit Donnerstag in Polizeigewahrsam, aus dem er am Nachmittag entlassen wurde. Laut Staatsanwaltschaft muss er sich Ende Oktober vor Gericht verantworten. Ihm wird "Bedrohung und Einschüchterung eines Mitarbeiters im öffentlichen Dienst" vorgeworfen.
Wie lokale Medien berichten, hatte die Schule seiner Tochter in dieser Woche zweimal den Zutritt verweigert, weil das Mädchen ihre Abaya nicht ablegen wollte. Daraufhin soll der Vater am Donnerstag in der Schule angerufen und im Gespräch mit verschiedenen Mitarbeitern Todesdrohungen gegen den Rektor ausgesprochen haben.
Erinnerung an Mordfall Paty
Die Drohungen erinnern viele an die Ermordung von Samuel Paty vor knapp drei Jahren. Der Geschichtslehrer war von einem jugendlichen Islamisten enthauptet worden, nachdem er im Unterricht Mohamed-Karikaturen gezeigt hatte, um das Thema Meinungsfreiheit zu diskutieren. Seit Ende letzten Jahres hatten viele Lehrkräfte in Frankreich eine klare Ansage der Regierung zu den Abayas gefordert und dabei auch den Tod von Samuel Paty als Grund angeführt. Bisher waren sie es, die im Einzelfall entscheiden mussten, ob Schülerinnen die langen Gewänder tragen dürfen oder nicht - und viele hatten Angst vor der möglichen Reaktion der Familien.
Bildungsminister Frankreichs nennt Drohungen "abscheulich"
Bildungsminister Gabriel Attal nannte die Drohungen gegen den Schulleiter in Clermont-Ferrand "abscheulich" und "untragbar". Vor knapp zwei Wochen hatte Attal angekündigt, dass an französischen Schulen keine Abayas mehr getragen werden dürfen. Abayas seien religiöse Symbole und hätten damit im laizistischen Frankreich an Schulen keinen Platz, so das Argument der Regierung. Bereits 2004 wurden Kopftuch, Kippa und besonders große Kreuze an Schulen verboten.
Am Donnerstagnachmittag hatte der französische Staatsrat das Verbot bestätigt. Davon betroffen ist eine kleine Minderheit: Laut Bildungsministerium waren am Montag rund 300 Mädchen mit Abaya in die Schule gekommen; 67 hatten sich geweigert, sie abzulegen.