Streit zwischen Serbien und dem Kosovo Neue Grenzen auf dem Balkan?
Würde ein neuer Grenzverlauf zwischen Serbien und dem Kosovo Frieden bringen? Oder alte Feindschaften neu entfachen? Die Idee eines Gebietsaustauschs hat eine lebhafte Debatte ausgelöst.
Grenzverschiebungen in Europa gut zu heißen, wäre für die Europäische Union bis vor Kurzem völlig undenkbar gewesen. Doch was den Balkan betrifft, ist dies neuerdings für einige Politiker kein Tabu mehr. Konkret geht es um die Frage, ob ein Gebietstausch zwischen Serbien und Kosovo dazu beitragen könnte, einen jahrelangen Konflikt zu entschärfen.
Die Präsidenten Serbiens und des Kosovos, Aleksandar Vucic und Hashim Thaci, hatten kürzlich genau dies vorgeschlagen. In einer Region des Nordkosovo wohnen viele Serben - dieses Gebiet würde Serbien angegliedert. Eine mehrheitlich von Albanern bewohnte Region in Südserbien würde dafür dem Kosovo zugeschlagen.
Der Grenzverlauf zwischen Serbien und dem Kosovo
Wäre das die Lösung? Deutschlands Außenminister Heiko Maas ist skeptisch: "Wir glauben, dass das zu viele alte Wunden in der Bevölkerung aufreißen kann." Damit untermauerte er die Position der Bundesregierung, die einen Gebietstausch kategorisch ablehnt. Zuvor hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärt, die Grenzen auf dem Balkan seien 'unantastbar'.
Auch Österreichs Chefdiplomatin Karin Kneissl zeigt sich skeptisch: "Grenzänderungen, das haben wir immer wieder gesehen, haben ihre Probleme aufgeworfen", so Kneissl. Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn mahnt ebenfalls zur Vorsicht: "Im Prinzip warne ich davor, dass man jetzt hingeht und irgend etwas in Stücke schneidet."
Raum für Gespräche
Die US-Regierung sieht das anders: John Bolton, Sicherheitsberater von Präsident Donald Trump, vertritt die Position, dass man Serbien und Kosovo zunächst einmal verhandeln lassen sollte.
Auch die EU-Kommission will beiden Seiten Raum für Gespräche geben. Während man in der Bundesregierung einen 'Domino-Effekt' fürchtet, also dass namentlich noch andere Staaten auf den Gedanken kommen könnten, Grenzen entlang ethnischer Trennlinien neu zu ziehen, meint der für die EU-Erweiterung zuständige Kommissar Johannes Hahn, es gehe um eine bilaterale Lösung, nicht um eine Blaupause für andere Konflikte.
Nicht ausgeschlossen, dass im Hintergrund auch eine andere Sorge mitschwingt: Wenn man auf dem Balkan Grenzveränderungen zulässt - auch wenn sie freiwillig erfolgen - könnte es demnächst schwieriger werden, gegenüber Russlands Präsident Wladimir Putin zu argumentieren, der mit der Krim-Annexion von der Ukraine willkürlich Grenzen in Europa verschoben hatte.