EU-Beratungen nach Thalys-Attacke Sicherheitskontrollen in Bahnhöfen?
Nach der Attacke im Hochgeschwindigkeitszug Thalys beraten heute die Verkehrs- und Innenminister aus neun europäischen Ländern über Sicherheitsvorkehrungen im Bahnverkehr. Dabei könnte es laut EU auch um Metall-Detektoren oder Videoüberwachung gehen.
Es dürfte nur ganz wenige Reisende geben, die in diesen Tagen einen Zug besteigen und dabei völlig ausblenden, was in einem Thalys vor wenigen Tagen passierte. Nachdem ein möglicher Amoklauf in der Bahn mutmaßlich nur knapp vereitelt wurde, treibt die Passagiere die Sicherheitsfrage durchaus um: "Ich weiß nicht genau, was man tun sollte. Aber irgendetwas sollte man tun", meint ein Zugreisender in Belgien.
Das Land, in dem der mutmaßliche Thalys-Angreifer bewaffnet an Bord des Schnellzuges ging, hat bereits reagiert: In Belgien patrouillieren an den großen Bahnhöfen heute deutlich mehr Polizisten als zuvor. Auch in den Zügen selbst sind bewaffnete Uniformierte häufiger anzutreffen, kontrollieren stichprobenartig das Gepäck von Reisenden. "Beim Fliegen nehmen wir das ja auch hin - warum also nicht auch hier", fragt achselzuckend ein Bahnfahrer.
"Bisher kein gemeinsamer Ansatz"
Die Frage ist: Auf was müssen sich die Reisenden in Zukunft noch einstellen? Bereits im Jahr 2012 warnte die EU-Kommission in einem Arbeitspapier: Obwohl Straßenbahn, Bus, U-Bahn, Zug und Schnellzug die wichtigsten Beförderungsmittel darstellten, gebe es "keinen gemeinsamen Sicherheits-Ansatz für den Landtransport in der EU."
Daran hat sich bis heute im Prinzip nichts geändert. An uns liegt das nicht, meint die EU-Kommission: "Die EU übernimmt keine Polizei- oder Geheimdienst-Aufgaben. Die Verantwortung für die nationale Sicherheit liegt bei den Einzelstaaten", sagt Natasha Bertaud, die Sprecherin der EU-Kommission.
EU: Metall-Detektoren, Videoüberwachung oder Sicherheitsleute denkbar
Letztlich sind es also Thomas de Maizière und Co., die Innenminister der EU, die sich auf gesamt-europäische Sicherheitsmaßnahmen für die Schiene einigen müssten. Was die Kommission angeht, so kann sie sich - nach Angaben von Offiziellen, die ungenannt bleiben möchten - alles Mögliche vorstellen. Theoretisch jedenfalls: Metall-Detektoren an Bahnhöfen, Überwachungs-Kameras in den Zügen selbst, ausgebildete Sicherheitsleute nach dem Vorbild der sogenannten Sky-Marshalls, die einige Länder in Flugzeugen einsetzen.
Probleme mit dem Recht auf Bewegungsfreiheit, das der Schengen-Raum vorsieht, sieht die EU-Kommission nicht. "Sicherheitschecks in Zügen sind sehr wohl erlaubt - genau wie bei Flugzeugen." Problematisch wären hingegen systematische Passkontrollen für alle Passagiere, wie es sie etwa gibt, wenn man mit dem Eurostar von Brüssel oder Paris ins Nicht-Schengen-Land Großbritannien reist.
Sicherheitskontrollen wie an Flughäfen?
Was Sicherheitschecks angeht, so müssen sich die EU-Staaten nun überlegen, ob überhaupt und wenn ja wie weit sie Bahnhöfe in Flughäfen verwandeln wollen. Sie werden genau prüfen müssen, was Sinn macht und was das Bahnfahren dann doch zu kompliziert und zeitraubend gestaltet. Und wie viel Freiheit sie zugunsten der Sicherheit opfern wollen.