Spahn zur Spanien-Reisewarnung "Partyurlaub ist unverantwortlich"
Auf Mallorca wird die deutsche Reisewarnung für Spanien als "Todesstoß" für die Wirtschaft gesehen. Gesundheitsminister Spahn hält dagegen: Die Coronazahlen würden zu stark steigen. Er appelliert an die Vernunft der Reisenden.
Die Bundesregierung hat ihre Reisewarnung für Spanien mit Ausnahme der Kanaren verteidigt. "Das ist kein Reiseverbot, aber die klare Ansage: Wer aus dem Spanienurlaub kommt, muss in Quarantäne, solange er kein negatives Testergebnis hat", sagte Gesundheitsminister Jens Spahn der "Bild am Sonntag".
Wer trotz der Warnung nach Spanien fahre, solle sich und andere auch im Urlaub vor dem Coronavirus schützen, so der CDU-Politiker. "Partyurlaub ist in dieser Pandemie unverantwortlich." Er wisse, was diese Entscheidung der Regierung für viele Urlauber, für Reisebüros oder auch für Spanien bedeutet. "Aber leider steigen die Infektionszahlen dort stark, zu stark."
Zehntausende Deutsche auf den Balearen
Derzeit befinden sich nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes (DRV) etwa 30.000 deutsche Pauschaltouristen auf den Balearen. Mit geschätzt mehr als 90 Prozent dürften die meisten von ihnen auf Mallorca Urlaub machen, sagte DRV-Sprecher Torsten Schäfer der Nachrichtenagentur dpa. Allerdings gebe es noch keinen Überblick darüber, wie viele Urlauber in den nächsten Tagen vorzeitig abreisen wollten.
Nach Angaben des DRV werden alle Reiseveranstalter in den kommenden Tagen geplante Reisen zu den von der Reisewarnung betroffenen Zielen absagen. Das gehört zum Standardverfahren nach einer Reisewarnung, die Pauschaltouristen eine kostenlose Kündigung des Reisevertrages ermöglicht.
Gestern hatte zum Beispiel TUI angekündigt, von heute an alle Pauschalreisen nach Spanien mit Ausnahme der Kanaren zu streichen. Die Absagen der Reiseveranstalter würden "erstmal von Woche zu Woche" erfolgen, um abzuwarten, ob die Reisewarnung nicht bald wieder aufgehoben wird, so Schäfer. "Man kann ja nicht Mallorca bis zum Jahresende absagen."
Individualreisende sollten Flüge prüfen
Verbraucherschützer raten Urlaubern, die trotz der Reisewarnung nach Spanien fliegen wollen, ihre Verbindungen zu prüfen. Es könne sein, dass Airlines geplante Flugverbindungen nicht mehr anbieten, so Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen. Das Risiko bestehe auch für Reisende, die sich bereits in Spanien befinden.
"Tödlicher Schlag" für die Wirtschaft
Auf den Balearen wächst nun die Angst vor einem wirtschaftlichen Absturz. Als einen "tödlichen Schlag" bezeichnet die Zeitung "Diario de Mallorca" die Entscheidung der Bundesregierung. Damit hätten sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet, die dem Tourismus für diese Saison den Todesstoß versetzen würden, schreibt die Zeitung.
Nirgendwo in Spanien - abgesehen von den Kanaren - sind die Menschen so sehr vom Tourismus abhängig wie auf den Balearen. In beiden Regionen trägt die Branche rund 35 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei. Die Regionalregierung gab sich zuversichtlich, dass die Corona-Zahlen bald wieder fallen würden. Dafür gibt es aber derzeit keine Anzeichen.
Testpflicht für Rückkehrer
Weil das Robert Koch-Institut (RKI) nun das gesamte spanische Festland und die Balearen als Risikogebiet führt, greift für heimkehrende Urlauber die Testpflicht auf das Coronavirus. Bis das Ergebnis vorliegt, müssen sie sich in häusliche Quarantäne begeben. Wer bereit ist, den Test selbst zu zahlen, kann sich auch noch im Urlaubsland höchstens 48 Stunden vor der Abreise testen lassen.
Zentrales Kriterium für die Einstufung als Risikogebiet ist, in welchen Staaten oder Regionen es in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner gegeben hat. Für ganz Spanien gab das Gesundheitsministerium in Madrid diesen Wert am Freitag mit mehr als 58 für die vergangenen sieben Tage an. Auf den Balearen liege er sogar bei über 77.