Debatte um Foto-Beweis für Tod des Al-Kaida-Chefs Bin-Laden-Fotos bleiben unter Verschluss
Für US-Präsident Obama steht fest: Die Aufnahmen des toten Al-Kaida-Chef Bin Laden werden nicht veröffentlicht. Sie seien keine Trophäen, erklärte er. Aus Gründen der nationalen Sicherheit habe er so entschieden. Die Bilder sollten nicht zur Gewalt anstacheln. Viele Demokraten und Republikaner begrüßten den Entschluss.
Von Nicole Markwald, RBB-Hörfunkstudio Washington
Was habe er gedacht, wurde US-Präsident Barack Obama im Interview mit dem Fernsehsender CBS gefragt, als er die Bilder des toten Osama Bin Laden sah? "Das ist er", antwortete Obama. Er kennt die Bilder und viele der engsten Mitglieder seiner Regierung haben die Aufnahmen des toten Al-Kaida-Chefs gesehen, doch für den Rest der Welt bleiben sie unter Verschluss. Diese Bilder sollen nicht als Trophäe herumgereicht werden, begründete der US-Präsident seine Entscheidung: "Wir müssen sichergehen, dass solche drastischen Bilder eines Menschen, der einen Kopfschuss erlitten hat, nicht zu weiterer Gewalt anstacheln oder als Propagandainstrument missbraucht werden."
Aus Gründen der nationalen Sicherheit
Tagelang war darüber diskutiert worden, ob das Bildmaterial der Weltöffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte. Aus Gründen der nationalen Sicherheit entschied sich Obama dagegen. Hier erfahre jemand Gerechtigkeit, die er verdiene, sagte der Präsident, das müsse aber nicht ausgelassen gefeiert werden. Er fügte hinzu: "Wer noch immer nicht vom Tod des Terrorchefs überzeugt sei, werde auch nicht von Bildern umgestimmt."
Verständnis für Obamas Entscheidung ...
Bei vielen Demokraten als auch Republikanern stieß die Entscheidung des Präsidenten auf große Akzeptanz. Auch der Kongressabgeordnete Mike Rogers sagte auf CNN, er habe dafür volles Verständnis: "Wir sollten nicht das Leben eines einzigen Soldaten riskieren, indem wir die Bilder veröffentlichen. Bin Laden ist keine Trophäe für uns und es bringt uns überhaupt nicht weiter, es könnte höchstens das Leben unserer Soldaten in Afghanistan schwerer machen - das ist es nicht wert."
... aber auch Skepsis
Allerdings bleiben einige auch in den Reihen des US-Kongresses skeptisch. Der republikanische Senator Lindsay Graham nannte die Entscheidung einen Fehler, der die Debatte unnötig in die Länge ziehe. Der unabhängige Senator Joe Lieberman sagte, er respektiere die Entscheidung des Präsidenten, die Bilder unter Verschluss zu halten. Lieberman glaube aber trotzdem, dass es unabdingbar sei, ein Foto des toten Bin Laden zu veröffentlichen, um ein für allemal zu beweisen, dass er tot sei.
US-Regierungssprecher Jay Carney widersprach: "Bin Laden ist tot, daran gibt es nichts zu zweifeln. Wir haben DNA-Beweise, wir haben Technologie zur Gesichtserkennung eingesetzt. Er wurde von anderen im Anwesen namentlich angesprochen. Es ist keine Frage: Bin Laden starb in der Nacht von Sonntag auf Montag."
Auswertung von Datenmaterial
Unterdessen sind die US-Streitkräfte dabei, das Material auszuwerten, das bei dem Einsatz in dem Anwesen entdeckt wurde. Die Spezialkräfte hatten fünf Computer, zehn Festplatten und mehr als 100 Speichermedien wie DVDs und USB-Sticks sichergestellt. Außerdem wurden handschriftliche Notizen, Waffen und persönliche Gegenstände sichergestellt. Die US-Behörden erhoffen sich vor allem Informationen über andere hochrangige Al-Kaida-Mitglieder und mögliche Anschlagspläne.