Abrüstungsgespräche China will nicht mitreden
Heute beginnen die USA und Russland Gespräche zur atomaren Abrüstung. Die Amerikaner würden gerne auch China einbeziehen - aber die Regierung in Peking fühlt sich zu schwach.
Von Axel Dorloff, ARD-Studio Peking
Die Argumentationslinie in Peking ist immer die gleiche. Frei übersetzt: Weil wir in China mit unseren Atomwaffen den USA und Russland nicht ansatzweise das Wasser reichen können, rüsten wir auch nicht ab - jedenfalls noch nicht.
"Zu schwach, um sich noch weiter zu schwächen", sagt die Sprecherin des Außenministeriums in Peking, Hua Chunying: "Wie jeder weiß, ist die Dimension unserer nuklearen Bewaffnung nicht mit der der USA oder Russlands zu vergleichen. Es ist deshalb nicht der richtige Zeitpunkt, um an Abrüstungsgesprächen teilzunehmen. Die Akteure mit den wirklich großen, nuklearen Waffen-Arsenalen haben zunächst einmal die spezielle Verantwortung, atomar abzurüsten."
Einladung ausgeschlagen
Die USA stören sich im Gegenzug daran, der Aufrüstung Chinas nichts entgegensetzen zu können - und streben deshalb ein multilaterales Abkommen unter Beteiligung der Chinesen an. Die chinesische Regierung hat die Einladung nach Wien aber ausgeschlagen.
Um in der Abrüstungsfrage vorwärts zu kommen, seien zunächst die USA gefordert, sagt Außenamtssprecherin Hua Chunying: "Wenn wir die derzeitige Lage betrachten, sollten die USA konstruktiv auf Russlands Vorschlag reagieren, das neue START-Abkommen auszuweiten und das Arsenal an Atomwaffen drastisch zu reduzieren - um damit dann die Bedingungen zu schaffen, die es anderen Atommächten möglich machen, an multilateralen Abrüstungsgesprächen teilzunehmen. Es sind die USA, die diesen Weg versperren und stattdessen einen falschen Weg gehen, indem sie sich vor der eigenen Verantwortung drücken."
Land voller Widersprüche
China fordert zwar einen Vertrag zur Abschaffung aller Atomwaffen - und unterhält selbst nur ein relativ kleines Atomwaffenarsenal in Vergleich zu den USA und Russland. Gleichzeitig ist China jedoch die einzige Nation unter den ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats, die genaue Informationen zu seinem Atomwaffenarsenal streng geheim hält.
China hat bislang 45 Atomwaffen getestet. 1964 hat China den einseitigen Verzicht auf den Ersteinsatz von Kernwaffen erklärt, als einziger Atomwaffenstaat. 1996 hat China den umfassenden Atomteststoppvertrag unterschrieben, jedoch nicht ratifiziert. Die letzten Explosionen fanden in China 1996 statt.
Experten gehen davon aus, dass China etwa 250 Atomwaffen besitzt. Dafür stehen etwa 50 seegestützte und knapp 200 landgestützten ballistischen Raketen sowie Bomber bereit.