Krieg im Nahen Osten Israels Armee ruft zum Verlassen von Gaza-Stadt auf
Israels Militär setzt seine Offensive auf Gaza-Stadt fort: Die Armee forderte alle Einwohner auf, via "Sicherheitskorridore" in den Süden zu fliehen. Auch der Konflikt mit der libanesischen Hisbollah-Miliz geht weiter.
"Die Stadt Gaza bleibt ein gefährliches Kampfgebiet", heißt es auf Flugblättern, die die israelische Armee über der größten Metropole des Gazastreifens abgeworfen hat: Auf diesem Weg fordern die Streitkräfte alle Einwohner zum Verlassen der Stadt auf. Sie sollten sich über sogenannte Sicherheitskorridore Richtung Süden begeben.
Bewohner von Gaza-Stadt berichten seit Tagen über heftigen Beschuss und ein Vorrücken der israelischen Armee, die Vereinten Nationen beschrieben teils dramatische Fluchtbewegungen innerhalb der Stadt. Die Terrororganisation Hamas, gegen die sich die israelische Militäroperation im Gazastreifen richtet, sprach von den "heftigsten Kämpfen seit Monaten".
Am Morgen waren bei israelischen Luftangriffen im Zentrum des Gazastreifens 20 Palästinenser getötet worden, wie die Agentur AP unter Berufung auf örtliche Krankenhausangaben meldete. Auch im Flüchtlingslager Nusseirat südlich von Gaza-Stadt seien drei Häuser getroffen worden - das Al-Aksa-Krankenhaus in der Stadt Deir al-Balah berichtete von zwölf dort eingelieferten Leichen, darunter die von fünf Kindern.
Untersuchungen von Schul-Angriff angekündigt
Die Zahl der Toten nach dem Angriff auf ein Schulgebäude nahe der Stadt Chan Yunis ist weiter gestiegen. Inzwischen seien 31 Menschen gestorben, unter ihnen acht Kinder, teilte das nahegelegene Nasser-Krankenhaus mit. Mehr als 50 Menschen seien verletzt worden.
In Aufnahmen des Fernsehsenders Al Jazeera waren Kinder zu sehen, die im Hof der Schule Fußball spielten, als die Gegend am Dienstag von einem plötzlichen Knall erschüttert wurde. Das israelische Militär teilte mit, der Luftangriff und Berichte über zivile Opfer würden untersucht - der Angriff habe einem Hamas-Terroristen gegolten, der sich am Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober beteiligt habe. Beweise dafür legte das Militär bislang nicht vor.
Ein Mädchen geht an der Ruine eines zerstörten Schulgebäudes bei Chan Yunis im Gazastreifen vorbei.
Für zivile Todesopfer bei seinem Einsatz im Gazastreifen macht Israel stets die Hamas verantwortlich, weil deren Miliz von dicht besiedelten, städtischen Gebieten aus kämpfen würden.
Das Auswärtige Amt in Berlin schrieb auf X, die wiederholten Angriffe der israelischen Armee auf Schulen müssten aufhören.
Weitere Gefechte mit Hisbollah
Bei einem Raketenangriff der libanesischen Hisbollah auf die von Israel besetzten Golanhöhen sind zwei Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der israelischen Polizei traf eine Rakete ein Auto und tötete die Insassen.
Die Hisbollah hatte nach eigenen Angaben Dutzende Raketen als Vergeltung für einen israelischen Luftangriff in Syrien abgefeuert. Bei diesem war ein ehemaliger Leibwächter des Hisbollah-Führers Sajjed Hassan Nasrallah getötet worden.
Israel reagierte wiederum mit Luftangriffen auf Stellungen der Hisbollah im Südlibanon: Ziel sei ein Flugabwehrsystem in der Gegend von Janta gewesen. Die meisten israelischen Militärangriffe in den vergangenen Wochen galten Zielen im Süden und Südosten des Libanon. Die Hisbollah ist dort überaus einflussreich und zudem mit der Hamas im Gazastreifen verbündet. Über die Grenze zwischen Israel und dem Libanon hinweg liefern sich beide Seiten immer wieder heftige Kämpfe.
Hintergrund: Israels Militäreinsatz in Gaza
Die Hamas hatte am 7. Oktober Israel überfallen, 1.200 Menschen getötet und mehr als 200 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel setzte daraufhin zu einer Offensive auf das Palästinensergebiet an, mit der sie erklärtermaßen auf militärischem Weg die Geiseln befreien und die Hamas auslöschen will.
Nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza, die von der Hamas kontrolliert wird, sind bei dem neun Monate andauernden Militäreinsatz bislang 38.000 Menschen getötet worden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Wegen der hohen Zahl ziviler Opfer ist Israel international mehrfach aufgefordert worden, bei seinem Einsatz das völkerrechtliche Gebot der Verhältnismäßigkeit zu achten und einen Plan für das Ende des Krieges und die Zeit danach vorzulegen.
Die israelische Regierung unter Benjamin Netanyahu hält bislang aber vollumfänglich an ihren Kriegszielen und dem militärischen Weg dorthin fest, auch Verhandlungen über eine Feuerpause brachten bislang kein Ergebnis.
Nach Angaben des israelischen Verteidigungsministers Yoav Gallant haben die Streitkräfte bei ihrem Einsatz im Gazastreifen inzwischen 60 Prozent der Hamas-Terroristen verwundet oder getötet. Das sagte Gallant vor den Abgeordneten der Knesset. Er fügte hinzu, das Militär habe inzwischen die Mehrheit der 24 Hamas-Bataillone zerschlagen.