Einwanderung von Fachkräften Wie Heil um indische Talente wirbt
Arbeitsminister Heil ist in Indien unterwegs, um junge Menschen für Deutschland zu begeistern. Er wirbt mit dem neuen Einwanderungsrecht, bittet aber um Verständnis für Bürokratie. Dabei gibt es auch kritische Fragen.
"Fachkräfteeinwanderungsgesetz" ist kein einfach zu übersetzendes Wort. Dass deutsche Unternehmen aber händeringend nach jungen Talenten suchen, diese Botschaft trägt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, der für ein G20-Ministertreffen nach Indien gereist ist, nicht nur seinen Amtskollegen vor. Sondern auch jungen Menschen persönlich, in einem Museumscafé in Neu-Delhi.
"Wir haben jetzt ein modernes Einwanderungsrecht geschaffen in Deutschland. Das liberalste, das wir je hatten", sagt Heil. Er wolle klarmachen, dass Deutschland nicht nur irgendwie bürokratisch ein paar Akademiker gebrauchen könne, sondern dass man wirklich massiv qualifizierte Einwanderung brauche - auch für beruflich Qualifizierte. "Ich freue mich jetzt gleich auf ein Gespräch mit jungen Leuten, die vorhaben nach Deutschland zu kommen", sagt er.
"Ich möchte gern unabhängig sein"
Die 19-jährige Kritika möchte Ingenieurin für Luft- und Raumfahrttechnik werden. Ihre Zulassung für einen entsprechenden Studiengang an einer norddeutschen Hochschule hat sie bereits bekommen. "Ich freue mich, neue Kontakte zu knüpfen. Ich möchte die Vielfalt in Deutschland sehen und auch das Essen ausprobieren", sagt sie.
Für Deutschland sprechen aus ihrer Sicht außerdem: ein kostenfreies und praxisnahes Hochschulsystem, sichere Städte zum Leben und Arbeiten, starke Arbeitnehmerrechte und gute Gesamtaussichten für eine erfolgreiche Karriere. Kritika sagt: "Ich bin eine junge Frau, ich möchte gern unabhängig sein. Also warum nicht heute?"
Heil wirbt um Verständnis für Bürokratie
Doch vorher wartet der Papierkram: Übersetzung ihrer indischen Schulabschlusszeugnisse, Studierendenvisum, Unterhaltsnachweis, Sprachzeugnis. Ganz ohne Bürokratie gehe es nicht, bittet der Bundesminister um Verständnis. Aber schneller soll das Verfahren werden - vor allem für Handwerks- und Ausbildungsberufe.
Es reichten eine Ausbildung im Heimatland, in diesem Falle Indien, und ein Arbeitsvertrag, um nach Deutschland zu kommen, erklärt Heil. Mit dem neuen Punktesystem könnten auch Menschen zur Arbeitssuche nach Deutschland kommen, sofern Unterhaltssicherheit gewährleistet sei. "Also: Das Gesetz baut schon viel Bürokratie ab, aber wir müssen auch in den Verfahren schneller werden", sagt er.
Abkommen soll ausgeweitet werden
Neben der Bürokratie hat die junge auswanderungswillige Inderin auch andere kritische Fragen an den Bundesminister: "Ich habe in einem Artikel gelesen, dass es ein bisschen Rassismus gibt in Deutschland."
Man dürfe es nicht machen wie in den 1960er-Jahren, sagt Heil, als die Gastarbeitergeneration zum Arbeiten eingeladen worden sei, aber man sie nicht immer als Menschen behandelt habe. "Wir sagen: Wer nach Deutschland kommt, bei uns arbeitet und Steuern zahlt, zum Gelingen unserer Gesellschaft beiträgt, zum Erfolg unseres Landes - der kann auch Teil unserer Gesellschaft werden." Und im Zweifelsfall auch deutsche Staatsangehörige werden, so der Minister.
Das bereits bestehende deutsch-indische Vermittlungsabkommen für junge Pflegekräfte soll nun auf die IT-Branche und auf Handwerksberufe ausgeweitet werden. Die indische Wirtschaft kann längst nicht allen Schulabsolventen im Land gute Jobs anbieten. Wer auswandert, schickt dafür meistens Geld zurück in die Heimat. Und Deutschland will den Anschluss nicht verlieren, im Rennen der überalterten Industriestaaten um junge Talente aus Indien.