Hilfslieferungen für Gazastreifen USA stellen temporären Hafen fertig
Künftig soll mehr humanitäre Hilfe über den Seeweg in den Gazastreifen gelangen. Die USA haben dafür nun einen Behelfshafen fertiggestellt. Ein Ersatz für die Lieferungen über den Landweg soll der aber nicht sein.
Knapp drei Wochen nach Baustart hat das US-Militär einen provisorischen Hafen für den Gazastreifen fertiggestellt, um mehr Hilfslieferungen über den Seeweg zu ermöglichen. Am Morgen wurde als letzter Arbeitsschritt ein Pier an der Küste verankert, wie das Regionalkommando für den Nahen Osten der amerikanischen Streitkräfte mitteilte.
Mit Unterstützung der Vereinten Nationen sollen in den kommenden Tagen erste Lieferungen mit humanitären Hilfsgütern über diesen Pier in den Gazastreifen gelangen. Schätzungen des Pentagon von Ende April zufolge könnten so zunächst bis zu 90 Lkw-Ladungen pro Tag in den Küstenstreifen geliefert werden, später könne das Pensum auf bis zu 150 Ladungen täglich aufgestockt werden.
In der vergangenen Woche war ein mit 475 Paletten Lebensmitteln beladenes Frachtschiff von Zypern aus aufgebrochen. Auf hoher See seien die Nahrungsmittel an Bord der "MV Sagamore" bereits auf das US-Kriegsschiff "Roy P. Benavidez" umgeladen worden, das vor der Küste des Gazastreifens ankere, hieß es vom Pentagon weiter.
US-Militär soll nicht an Land gehen
Der Behelfshafen soll als Drehscheibe für die Lieferung von Hilfsgütern dienen. Bislang gab es im Gazastreifen keinen Hafen, der großen Schiffen und Frachtern genügend Tiefgang bot. Das US-Militär betonte aber ausdrücklich, dass die eigenen Soldatinnen und Soldaten nie an Land gehen würden. Allerdings sei ein Einsatz nahe des Kriegsgebiets nicht ausgeschlossen.
Konkret soll es so ablaufen, dass Lebensmittel, Wasser und Medikamente über den Luft- oder Seeweg nach Zypern kommen. Dort würden die Lieferungen laut US-Regierung untersucht und Handelsschiffe würden sie zu einer schwimmenden Anlage vor Gaza bringen. Die Plattform liegt demnach mehrere Kilometer vor der Küste. Von dort aus sollen die Güter dann mit kleineren Schiffen zu dem nun fertiggestellten provisorischen schwimmenden Landungssteg und über diesen an Land gebracht werden. Das solle über eine "dritte Partei" geschehen, hieß es Ende April vom Pentagon.
Die Hilfsgüter sollten anschließend zunächst an einem sicheren Ort in der Nähe des temporären Hafens gelagert und dann an die Bevölkerung verteilt werden.
Kein Ersatz für Hilfslieferungen über Landweg
Die USA hatten den Bau des provisorischen Hafens Anfang März angekündigt. Neben den USA unterstützen auch die Europäische Kommission, Deutschland, Griechenland, Italien, die Niederlande, die Republik Zypern, Großbritannien und die Arabischen Emirate die Belieferung des Gazastreifens mit humanitärer Hilfe über einen Korridor im Mittelmeer. Mitte März hatte ein Schiff der Hilfsorganisation "Open Arms" als erstes Hilfsgüter nach Gaza transportiert.
Die Hilfe über den Seeweg soll die Hilfslieferungen über den Landweg nicht ersetzen. Doch die gestaltet sich zunehmend schwieriger. Der im Dezember des vergangenen Jahres für Hilfslieferungen geöffnete Grenzübergang Kerem Schalom wurde von der Terrororganisation Hamas angegriffen und war deswegen zuletzt in der vergangenen Woche von Israel für drei Tage geschlossen worden. Auch die Belieferung über Rafah stockt. Das israelische Militär hat den Grenzübergang auf palästinensischer Seite unter seine Kontrolle gebracht.
Lieferungen sollen ausgeweitet werden
Israel betont jedoch wiederholt, die Versorgung der Bevölkerung im Gazastreifen mit humanitärer Hilfe keinesfalls zu blockieren.
Zuletzt hatte das israelische Militär am Montag bekannt gegeben, die Lieferungen sollten noch ausgeweitet werden. Dafür sei der Grenzübergang Erez-West geöffnet worden, der in den Norden des Gazastreifens führt.