Keine Transparenz bei Zahlen Chinas fluffige Diplomaten - und ein Zweifel
Die chinesische Führung verleiht Pandas an andere Länder gegen Gebühr. Das Geld soll in den Schutz der Bären fließen. Laut China mit Erfolg: Die Zahl wild lebender Pandas soll sich erholt haben - aber es gibt Zweifel.
Mitte Oktober landen Bao Li und Qing Bao mit einem extra für die beiden Pandas gecharterten Transportflugzeug am Flughafen von Washington D.C. Die Ankunft der Pandas erfährt viel Aufmerksamkeit: Es ist das erste Mal seit 24 Jahren, dass Chinas Führung ein neues Paar an den US-Hauptstadt-Zoo verleiht.
Die stellvertretende Direktorin des Smithsonian's National Zoo, Stephanie Brinley, lobt im chinesischen Staatsfernsehen die Zusammenarbeit mit China. Zoos weltweit verweisen gern auf die Zahlen der chinesischen Staats- und Parteiführung, wonach sich die Population der Pandas, die in freier Natur leben, deutlich erholt hat. Sie sehen dies als Beweis, dass die umgerechnet Millionen von Euros an Leihgebühren sinnvoll eingesetzt werden. Inzwischen gebe es in der Volksrepublik geschätzt 1.864 Große Pandas in freier Natur, teilte Chinas Führung im Januar mit.
Mit diesen Kisten wurden die Pandas am Flughafen Dulles in Washington D.C. transportiert - ein Panda pro Kiste.
Status von "stark gefährdet" auf "gefährdet"
In den 1980er-Jahren seien es nur rund 1.100 Tiere gewesen, so Zhang Yue von der Forstbehörde in Peking. Der Status wurde von der IUCN (früher Weltnaturschutzunion) von "stark gefährdet" auf "gefährdet" herabgesetzt. Dies zeige, dass Chinas Bemühungen für die Bären international anerkannt werden.
Laut der Naturschutzorganisation WWF war die Zahl der Pandas in der Vergangenheit stark zurückgegangen, weil Wälder als Lebensräume zerstört wurden. Die Großen Pandas, auch Riesenpandas genannt, leben hauptsächlich in den Bergen des südchinesischen Landesteils Sichuan. In Sichuans Hauptstadt Chengdu gibt es einen Zoo und eine Aufzuchtstation für die schwarz-weißen Bären - ein beliebtes Touristenziel.
Keine Transparenz bei den Zahlen
Allerdings gibt es Zweifel an den Zahlen, die Chinas kommunistische Führung verkündet. Laut einer Recherche der US-Zeitung New York Times sind nur wenige Pandas von den Zuchtstationen freigelassen worden. Tatsächlich lassen sich die Zahlen, die Chinas Führung veröffentlicht nicht unabhängig überprüfen. Es herrscht keine Transparenz und Chinas Forstbehörde verrät nicht, wie sie auf die genaue Zahl von 1.864 Pandas kommt, die demnach in freier Natur in China leben.
Pandas sind hochpolitisch und ein Marketinginstrument für die chinesische Staatsführung. Die Praxis, Pandas als Zeichen der Freundschaft und Annährung gegen Gebühr zu verleihen, wird auch als Panda-Diplomatie bezeichnet.
"China möchte ein Bild von sich selbst im öffentlichen Bewusstsein schaffen und bringt die Menschen dazu, an ein großes Plüschtier zu denken", sagt Barbara Bodine, Professorin für Diplomatie-Studien an der Georgetown-Universität in Washington D.C. "Wenn die Leute an China denken, denken sie an Pandas, sie denken an etwas Süßes und Kuscheliges. Und das ist eine wunderbare Möglichkeit, sich selbst zu vermarkten, insbesondere wenn der Rest des Brandings nicht ganz so positiv ist."
Panda-Diplomatie nimmt wieder Fahrt auf
Die Bären und ihr Nachwuchs bleiben in der Regel im Besitz der Volksrepublik. Sie müssen nach Ablauf der Leihverträge normalerwiese zurück nach China. Mit der Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und China in den vergangenen Jahren, waren bei mehr und mehr US-Zoos die Panda-Lizenzen ausgelaufen und wurden nicht verlängert. Die Zoos mussten ihre Tiere zurückgeben.
Zuletzt kam aber wieder etwas Bewegung in die Panda-Diplomatie zwischen China und den USA. Neben den beiden Pandas, die im Oktober nach Washington kamen, hat Chinas Führung im Juni ein Paar nach San Diego in Kalifornien geschickt.
Die Panda-Diplomatie funktioniere gut, so Barbara Bodine. Allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt: "Während hier in Washington alle wegen der Rückkehr der Pandas und der warmen Gefühle, die damit einhergehen, durchdrehen, ändert das nichts grundlegend an unseren Bedenken gegenüber China", erklärt sie. "Es ändert nichts an unseren Sorgen über die zu billigen E-Autos. Es ändert nichts an den Sorgen über Chinas Unterstützung für Russland im Konflikt mit der Ukraine." Es ändere also nichts an der geopolitischen Kalkulation. "Taiwan ist uns nicht plötzlich egal, nur weil wir Pandas haben."