Vorwahl der Republikaner Trumps Nominierung ist kaum mehr aufzuhalten
Auch wenn Herausforderin Haley ihr schwaches Abschneiden als Erfolg verkauft: Nach der Vorwahl in New Hampshire deutet vieles auf Trumps Nominierung hin. Auch bei den Demokraten gibt es keine Überraschung.
Nach einer Wahl gibt es nur Gewinner, denn jeder Kandidat interpretiert das Ergebnis zu seinen Gunsten - so auch Donald Trump und Nikki Haley bei der Vorwahl der Republikaner in New Hampshire. Der US-Bundesstaat ist bei Vorwahlen oft für Überraschungen gut - diesmal ist die Überraschung ausgeblieben: Trump hat vor seiner Herausforderin Haley den höchsten Stimmenanteil erreicht.
Das zeigt: Dem Ex-Präsidenten ist die republikanische Präsidentschaftskandidatur wohl nicht mehr zu nehmen. Er dominiert die Partei, die Mehrheit der republikanischen Wählerinnen und Wähler steht hinter ihm - trotz der vier Strafverfahren gegen ihn mit insgesamt 91 Anklagepunkten. Noch nie hat ein Republikaner bislang beide Vorwahlen gewonnen, ohne dann auch als Präsidentschaftskandidat gekürt zu werden.
Wie sehr Trump seine Partei im Griff hat, zeigt auch das Verhalten prominenter Republikaner. Ehemalige Herausforderer wie Ron DeSantis oder Tim Scott, Abgeordnete wie Elise Stefanik oder Senatoren wie Ted Cruz aus Texas haben Trump Unterstützung zugesagt. Auch diejenigen, die den Ex-Präsidenten früher kritisierten und die im Gegenzug von Trump zum Teil unter der Gürtellinie verschmäht wurden.
Und es hat nur wenige Stunden gedauert, bis Republikaner Haley dazu aufforderten, ihre Kandidatur zu beenden: Es sei nun an der Zeit, sich hinter Trump zu vereinen, sagte der Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson. Der Druck auf Haley wird in den kommenden Tagen und Wochen aus der Partei zunehmen.
Parteilose Wähler halfen Haley nicht
Die ehemalige UN-Botschafterin und frühere Gouverneurin von South Carolina hat Trump gratuliert. Dabei präsentierte sie sich vor ihren Anhängern in New Hampshire kämpferisch und betonte, das Rennen sei noch lange nicht vorbei. Sie sei eine Kämpferin. Und sie hob hervor, es sei ihr gelungen, fast die Hälfte der Stimmen zu erhalten. "Was für eine großartige Nacht", verkündete Haley strahlend.
Dabei lässt sich das Ergebnis eher als Niederlage interpretieren: New Hampshire ist der Bundesstaat, in dem die Ausgangslage für Haley so gut war wie nirgends sonst. Denn dort war ihr Rückstand in Umfragen deutlich geringer als in anderen Staaten. Dort hat sie prominente Unterstützer, allen voran New Hampshires beliebten Gouverneur Chris Sununu. Dort hat sie Millionen von Dollar in den Wahlkampf gesteckt. Dort durften auch parteilose Wählerinnen und Wähler entweder bei den Demokraten oder den Republikanern abstimmen. Auf sie hat Haley gehofft. Geholfen hat ihr all das nicht.
Noch gibt sich Nikki Haley nicht geschlagen - doch nach der Vorwahl in New Hampshire ist noch unwahrscheinlicher geworden, dass sie Präsidentschaftskandidatin der Republikaner wird.
Ihr Unterstützer Sununu hat immer wieder betont, Haley müsse New Hampshire nicht gewinnen. Es käme auf den "Super Tuesday" am 5. März an, wenn 16 Bundesstaaten abstimmten. An dem Tag werden mehr als ein Drittel der republikanischen Delegierten bestimmt. Das alles ist richtig.
Aber wenn Haley es in New Hampshire nicht geschafft hat, Trump zu besiegen, ist ein Vorwahlsieg in einem anderen US-Bundesstaat kaum vorstellbar. Selbst in ihrem Heimatstaat South Carolina, wo die Vorwahl der Republikaner am 24. Februar ansteht, sieht es nicht so gut für sie aus wie im Vorfeld von New Hampshire. Und viel wird von ihren Sponsoren abhängen: Wenn die den Geldhahn zudrehen, ist der Wahlkampf für Haley vorbei, ob sie will oder nicht.
Die Demokraten-Vorwahl - eher eine Randnotiz
Das Vorwahl-Ergebnis der Demokraten scheint in New Hampshire nur eine Randnotiz. Präsident Joe Biden stand als Präsidentschaftskandidat wegen eines partei-internen Streits der Demokraten über ihren Auftakt-Staat der Vorwahlen gar nicht auf dem Wahlzettel, dafür insgesamt 21 andere Kandidatinnen und Kandidaten. Trotzdem hat Biden die Wahl für sich entschieden: Die Wähler konnten seinen Namen von Hand auf dem Wahlzettel eintragen. Alles andere als ein Sieg wäre für Biden peinlich gewesen.
Biden steht als demokratischer Kandidat nahezu fest. Mit dem Ergebnis von New Hampshire ist es noch wahrscheinlicher geworden: die Neuauflage des Duells zwischen Biden und Trump um die Präsidentschaft, das deutlich mehr als die Hälfte der US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner nicht will.
Auch deshalb ist es Trump ein Dorn im Auge, wenn Haley weiterkämpft: Er würde sich lieber voll auf den Wahlkampf gegen Biden konzentrieren. Die parteiinterne Konkurrentin kann ihm das Leben bis zum Nominierungsparteitag der Republikaner im Juli schwer machen - wenn sie so lange im Rennen bleibt.