US-Bundesstaat Florida Es geht um mehr als Worte
Ein neues Gesetz sorgt im US-Bundesstaat Florida für Proteste. Die LGBTQ-Bewegung befürchtet, dass künftig in Schulen Worte wie "homosexuell" nicht mehr benutzt werden dürfen. Die Protestwelle erfasste sogar den Disney-Konzern.
In den politisch gespaltenen USA wütet schon lange ein Kulturkampf - jüngstes Schlachtfeld ist der Schulunterricht. Einer der aktuell mit am heftigsten ausgefochtenen Kämpfe dreht sich um ein von Republikanern in Florida eingebrachter Gesetzentwurf mit dem Titel: Gesetz zur Regulierung elterlicher Rechte in der Bildung.
Ein Titel, der in der US-Berichterstattung und in der Debatte allerdings nur sehr selten auftaucht. Stattdessen nennt man es: "Don’t say gay bill" - “Sag nicht homosexuell Gesetz”. Gegner des Gesetzentwurfs, Demokraten, Mitglieder der Lesben-, Schwulen-, Bi-, Trans- und Queer-Bewegung haben diesen Begriff geprägt.
Ihre Argumentation: Das Gesetz verbiete es Schülern und Lehrern im Unterricht generell über die sexuelle Orientierung sprechen zu dürfen - die Worte schwul, lesbisch, bi, trans oder queer im Unterricht zu sagen.
Ein Rückschlag für die LGBTQ-Bewegung
Schulen vorzuschreiben, nicht homosexuell sagen zu dürfen, nicht trans sagen zu dürfen in Unterrichtseinheiten, sorge dafür, dass dieser Teil der Gesellschaft langsam gelöscht werde, argumentierte der demokratische Abgeordnete aus Florida, Carlos Guillermo Smith. Und drückte damit aus, was viele aus der LGBTQ-Community in den USA denken.
Menschen, die seit Jahren in politisch konservativ geprägten Staaten wie Florida für ihre Rechte kämpfen müssen. Wie der Schüler Will Lurkins: "Ich habe für meine Existenzberechtigung in meiner Schule kämpfen müssen. Und das hat nicht aufgehört und es wird nicht aufhören und ich werde weiter kämpfen. Und das ist erschöpfend“, erklärte der Schüler dem US-Radiosender NPR.
Unklare Formulierungen
Steigt man tiefer in den siebenseitigen Gesetzesentwurf ein, zeigt sich die Frontlinie dieses Kulturkampfes. Die Worte gay, trans, bi und Co. tauchen darin gar nicht auf. Konkret wird auch das Aussprechen dieser Worte nicht verboten - sondern "das Besprechen von sexueller Orientierung und Geschlechter-Identität in Unterrichtseinheiten vom Kindergarten bis zur 3. Klasse oder in einer Art und Weise, die nicht altersgerecht ist."
Eine von der republikanischen Mehrheit in Florida absichtlich ungenau gewählte Formulierung, sagt der demokratische Abgeordnete Shevrin D. Jones aus Florida im Interview mit CNN. Altersgerecht sei nicht genau definiert. Das dient den Gegnern des "Don’t say gay bill" als Argumentationsgrundlage. Und gleichzeitig ist es auch die der Befürworter des Gesetzes, die argumentieren, das Gesetz verbiete ja konkret gar nicht schwul, lesbisch, bi oder trans zu sagen.
So auch die Linie des republikanischen und stark konservativen Gouverneurs von Florida, Rick DeSantis: Er sagte bereits vor Wochen, dass er den Entwurf unterstütze und erklärte, dass es in den USA aktuell eine Denkweise gebe, die sage, Eltern dürften nicht mitbestimmen, was ihre Kinder in der Schule lernen. Das lehne er ab.
Disney unterstützt Proteste nach Kritik
Der Widerstand dagegen im Sunshine-State ist groß und laut. Und erhält mittlerweile auch prominente Unterstützung. Disney-Chef Bob Chapek erklärte bei einem Treffen mit Teilhabern des Konzerns, dass er sich mit Gouverneur DeSantis unterhalten und seine Bedenken gegen das Gesetz geäußert habe, weil es Familien und Kinder brandmarken könne.
Eine Erklärung die Chapek abgab, nachdem das Gesetz durch den Senat in Florida verabschiedet wurde und zahlreiche Disney-Mitarbeiter auf Twitter gegen das Schweigen ihres Chefs protestierten.
Es hängt nun nur noch von Gouverneur DeSantis Unterschrift ab, ob der Entwurf zum festen Gesetz in Florida wird. Dass er unterschreiben wird, gilt unter Gegnern wie Befürwortern als sicher.