Sitzung des UN-Sicherheitsrats

Krieg zwischen Israel und dem Iran Warnungen und neue Angriffe

Stand: 23.06.2025 04:56 Uhr

Angesichts des Krieges in Nahost ist der UN-Sicherheitsrat erneut zu einer Sitzung zusammengekommen. Unterdessen gingen die Angriffe Israels und des Irans weiter - während Premier Netanjahu seine Ziele fast erreicht sieht.

UN-Generalsekretär António Guterres hat bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zum Krieg gegen den Iran vor einem "Zyklus der Zerstörung" gewarnt. Die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen markierten eine "gefährliche Wende" in der Region, sagte Guterres in New York. Russland, China und Pakistan forderten unterdessen in einem Resolutionsentwurf eine "sofortige Waffenruhe" im Iran.

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, mahnte in einer Videobotschaft ebenfalls Zurückhaltung an und äußerte Besorgnis über eine "mögliche Ausweitung" des Konflikts. Der IAEA-Chef verwies zudem auf Krater an der wichtigen iranischen Atomanlage Fordo, betonte aber, dass niemand derzeit in der Lage sei, die unterirdischen Schäden in Fordo zu beurteilen. Er bekräftigte, dass "bewaffnete Angriffe auf Atomanlagen niemals stattfinden sollten und radioaktive Freisetzungen mit schwerwiegenden Folgen innerhalb und außerhalb der Grenzen des angegriffenen Staates zur Folge haben könnten".

US-Botschafterin bekräftigt Warnung von Trump

Die US-Botschafterin Dorothy Shear bekräftigte in der Sitzung zudem die Warnung von Präsident Donald Trump an den Iran. "Jeder iranische Angriff - direkt oder indirekt - gegen Amerikaner oder amerikanische Stützpunkte wird mit verheerenden Vergeltungsmaßnahmen beantwortet", sagte Dorothy Shear bei der vom Iran einberufenen Sitzung. Sie betonte, dass die USA mit ihrem Angriff auf drei iranische Atomanlagen zur Verteidigung der amerikanischen Bürger und Israels gehandelt hätten. Man habe den Iran daran hindern wollen, eine Atomwaffe zu entwickeln.

Der iranische UN-Botschafter Amir Saeid Iravani warf den Vereinigten Staaten wiederum vor, mit ihren Angriffen auf das iranische Atomprogramm die Diplomatie zu zerstören. Das iranische Militär werde über den "Zeitpunkt, die Art und den Umfang einer angemessenen Reaktion entscheiden", teilte Iravani bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York mit. "Wir werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen", fügte er hinzu. Die USA hatten sich in der Nacht zum Sonntag in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingeschaltet und die drei Atomanlagen Fordo, Natans und Isfahan bombardiert.

Neue Angriffe in der Nacht

Unterdessen gingen die gegenseitigen Angriffe weiter. Die israelischen Streitkräfte griffen nach eigenen Angaben erneut militärische Ziele im Iran an. Etwa 20 Kampfjets hätten "nachrichtendienstlich gestützte Angriffe mit über 30 Geschossen auf militärische Ziele im Iran ausgeführt", teilte die israelische Armee im Onlinedienst Telegram mit. Die Angriffe richteten sich demnach gegen "Infrastrukturen für die Lagerung und den Abschuss von Raketen" sowie gegen "militärische Satelliten und Radaranlagen".

Nach Angaben von Premierminister Benjamin Netanjahu ist Israel "sehr, sehr" kurz davor, seine Ziele im Iran zu erreichen. "Wir nähern uns Schritt für Schritt diesen Zielen und sind sehr, sehr nahe daran, sie zu erreichen", sagte er vor Journalisten. Wenn die Ziele erreicht seien, "wird die Operation beendet", betonte er.

Der Iran setzte wiederum nach Angaben Israels seine Raketenangriffe auf das Land fort. Die Luftabwehr sei erneut im Einsatz, um die Bedrohung abzuwehren, teilte das israelische Militär in der Nacht mit. In mehreren Gebieten des Landes heulten erneut die Sirenen. Die Bevölkerung wurde angewiesen, Schutzräume aufzusuchen und dort bis auf Weiteres zu bleiben. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Trump schließt Regimewechsel nicht aus

US-Präsident Trump schloss die Möglichkeit eines Regimewechsels nicht mehr aus. Auf seiner eigenen Social-Media-Plattform Truth Social schrieb er: "Es ist nicht politisch korrekt, den Begriff Regimewechsel zu verwenden, aber wenn das derzeitige iranische Regime nicht in der Lage ist, den Iran großartig zu machen, warum sollte es dann nicht einen Regimewechsel geben??? MIGA!!!" Trump spielte mit dem Kürzel auf seinen Slogan MAGA, "Make America Great Again", an und bezog diesen auf den Iran.

Angesichts der angespannten Lage und der Beteiligung am Krieg riefen die USA ihre Staatsbürger zu Wachsamkeit auf. "Das Außenministerium rät US-Bürgern weltweit zu erhöhter Vorsicht", hieß es in einer Erklärung des State Department. Der Konflikt im Nahen Osten könne für US-Bürger, die ins Ausland reisten oder dort lebten, ein erhöhtes Sicherheitsrisiko darstellen, es bestehe insbesondere "die Möglichkeit von Protesten gegen US-Bürger und -Interessen im Ausland".

Menschenrechtsorganisation: Mindestens 950 Tote im Iran

Der US-Verbündete Israel hatte am 13. Juni einen Großangriff auf den Iran gestartet und bombardiert seitdem insbesondere Atomanlagen und militärische Einrichtungen in dem Land. Wie die USA begründet auch Israel sein Vorgehen damit, dass der Iran vom Bau einer Atombombe abgehalten werden müsse. Der Iran, der ein Streben nach der Atombombe bestreitet, attackiert Israel seither im Gegenzug mit Raketen und Drohnen.

Nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation wurden im Iran inzwischen mindestens 950 Menschen getötet. Die Gruppe geht außerdem von mehr als 3.450 Verletzten aus. Dies teilte die in Washington ansässige Organisation Human Rights Activists mit. Die Gruppe erklärte, sie habe 380 der Toten als Zivilisten und 253 als Sicherheitskräfte identifiziert. Die iranische Regierung aktualisiert die Zahl der Opfer der israelischen Angriffe nur unregelmäßig. Zuletzt hatte die Regierung am Samstag 400 Tote gemeldet.

In Israel wurden nach Behördenangaben bislang 24 Menschen getötet. Weitere 1272 Menschen seien seit Beginn des Einsatzes "Rising Lion" ("sich erhebender Löwe") vor mehr als einer Woche bei iranischen Angriffen auf Israel verletzt worden, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. 14 der Verletzten seien "in ernstem Zustand".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 23. Juni 2025 um 06:10 Uhr.