
Möglicher Entzug von Steuervorteilen Trump legt gegen Harvard-Universität nach
US-Präsident Trump erhöht den Druck auf die Eliteuniversität Harvard: Er droht der Uni ihre Steuervorteile zu entziehen und sie als "politische Organisation" einzustufen. Die Uni wehrt sich - und bekommt dafür Lob von Ex-Präsident Obama.
US-Präsident Donald Trump versucht weiter, Universitäten finanziell unter Druck zu setzen, um sie politisch auf Linie seiner Regierung zu bringen. Aktuell im Fokus steht dabei die Harvard University, einer der renommiertesten Hochschulen der Welt.
Nachdem das Bildungsministerium bereits Fördergelder in Milliardenhöhe auf Eis legte, drohte Trump nun auch noch mit dem Entzug von Steuervorteilen und mit der Einstufung als "politische Organisation". Trump warf Harvard eine "politische, ideologische und von Terroristen" beeinflusste Haltung vor. Steuerfreiheit könne es aber nur für Organisationen geben, die im öffentlichen Interesse handelten, schrieb der Präsident in seinem Onlinedienst Truth Social.
Unis sollen Behörden Daten weiterleiten
Seit Trumps Amtsantritt versucht seine Regierung, Einfluss auf Forschungseinrichtungen zu nehmen. Im März verkündete das US-Bildungsministerium die Überprüfung der staatlichen Unterstützung für insgesamt 60 Hochschulen.
Ursprünglich hatte Trumps Regierung argumentiert, Harvard und andere Hochschulen in den USA hätten propalästinensische Proteste gegen den Gazakrieg nicht unterbunden, die Ideologie der radikalislamischen Hamas verbreitet und damit jüdische Studentinnen und Studenten in Gefahr gebracht.
In einem von Harvard nun veröffentlichten Forderungskatalog der Regierung an die Uni-Leitung ist der Kampf gegen Antisemitismus aber nur einer von zehn Punkten. Daneben fordern Trumps Mitarbeiter unter anderem, die politischen Ansichten von Studierenden und Lehrkräften auf den Prüfstand zu stellen und der Regierung die Zulassungsdaten aller Studierenden weiterzuleiten.
Obama lobt Harvard-Widerstand
Am Montag hatte Harvard-Präsident Alan Garber in einem öffentlichen Brief solche Forderungen zurückgewiesen. "Keine Regierung - unabhängig davon, welche Partei an der Macht ist - sollte diktieren, was private Universitäten lehren dürfen, wen sie aufnehmen und einstellen dürfen und welche Studien- und Forschungsbereiche sie verfolgen dürfen", schrieb Garber. Die Trump-Regierung legte daraufhin Bundesmittel für Harvard in Höhe von mehr als zwei Milliarden Dollar auf Eis.
Andere Hochschulen - etwa die Columbia-Universität in New York - gaben dem Druck hingegen nach und verschärften bestimmte Regelungen.
Der frühere US-Präsident Barack Obama lobte Harvard für den Widerstand gegen eine Einflussnahme durch das Weiße Haus. "Harvard hat ein Beispiel für andere Hochschulen gesetzt, indem es einen ungesetzlichen und unbeholfenen Versuch zurückgewiesen hat, die akademische Freiheit zu unterdrücken", so Obama, der selbst in Harvard studiert hat.
Laut Umfrage denken viele Forscher über Wegzug nach
US-Hochschulen galten lange Zeit in vielen Forschungsbereichen als führend und waren attraktiv für Wissenschaftler aus aller Welt. Seitdem Trump zunehmend Druck ausübt, gibt es aber die Befürchtung eines "Brain Drains" - also eine Abwanderung von Talenten. Laut einer Ende März im Fachmagazin Nature veröffentlichten Umfrage denken mehr als 75 Prozent der Wissenschaftler in den USA über einen Wegzug ins Ausland nach - etwa nach Europa oder Kanada.
In Deutschland und anderen Ländern ist die akademische Freiheit in der Verfassung festgeschrieben. Sie soll Forschung und Lehre vor Einflussnahme oder Bevormundung durch Staat, Kirche, Wirtschaft oder andere Institutionen schützen und sicherstellen, dass es hier tatsächlich um wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse geht.