Im US-Exil Türkischer Prediger Fethullah Gülen gestorben
Fethullah Gülen ist im Alter von 83 Jahren in den USA gestorben. Der Prediger gilt als Begründer der "Hizmet"-Bewegung - und seit Langem als Gegner des türkischen Präsidenten Erdogan. Dieser vermutete Gülen hinter einem Putschversuch.
Der aus der Türkei stammende islamische Prediger Fethullah Gülen ist gestorben. Sein Neffe Ebuseleme Gülen bestätigte beim Kurznachrichtendienst X den Tod des 83-Jährigen.
Der Vorsitzende der Stiftung Dialog und Bildung, Ercan Karakoyun, teilte mit, Gülen sei am Sonntagabend in einem Krankenhaus im US-Bundesstaat Pennsylvania gestorben. Die Stiftung ist der deutsche Ableger der transnationalen Gülen-Bewegung.
Auch der türkische Außenminister Hakan Fidan bestätigte Gülens Tod und bezeichnete den Prediger als Anführer einer "dunklen Organisation". Die Gülen-Bewegung wird von der Türkei als Terrororganisation eingestuft.
Begründer der "Hizmet"-Bewegung
Gülen wurde im April 1941 in der osttürkischen Provinz Erzurum als Sohn eines Imams geboren. Er gilt als Begründer der sogenannten Gülen-Bewegung. Die Bewegung nennt sich selbst "Hizmet", was so viel bedeutet wie "einen Dienst leisten". Sie betreibt weltweit Bildungseinrichtungen.
Auch in Deutschland ist sie aktiv und betreibt hier eigenen Angaben zufolge unter anderem interreligiöse Dialogvereine, Nachhilfevereine, Schulen und Kindergärten. Experten schreiben der Bewegung ein wertekonservatives islamisches Weltbild zu.
Ihre Anfänge nahm die Bewegung bereits in den 1960er-Jahren, als Gülen in der Türkei nach und nach ein Netz von Bildungsstätten und Medienunternehmen aufbaute. In den 1980er- und 1990er-Jahren breitete sie sich immer weiter aus. Viele Anhänger stiegen im Staatsdienst auf. 1998 wurden allerdings Aufnahmen öffentlich, auf denen Gülen seine Anhänger aufgefordert haben soll, "geduldig" daran zu arbeiten, "die Kontrolle des Staates zu übernehmen". Zwar bestritten Gülens Anhänger die Authentizität der Aufnahme, doch der Prediger war gezwungen, 1999 in die USA zu gehen, um in der Türkei einem Gerichtsprozess wegen Untergrabung des Staats zu entgehen.
Vom Weggefährten zum Erzfeind
Gülen gilt als einstiger Weggefährte des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan - zuletzt aber als Gegner der türkischen Regierung. Zum Bruch kam es 2013. Gegen mehrere Beamte und Minister, die Erdogan nahe standen, wurden Korruptionsvorwürfe laut. Hinter den Ermittlungen wurden auch Anwälte und Polizeikräfte vermutet, die der "Hizmet"-Bewegung angehört haben sollen.
2014 wurde Haftbefehl gegen Gülen selbst erlassen, ihm wurde Verrat vorgeworfen. Seine Bewegung wurde von der türkischen Regierung als terroristische Organisation eingestuft.
Erdogan sieht Gülen-Bewegung hinter Putschversuch
Im Jahr 2016 machte Erdogan Gülen und dessen Anhänger für einen Putschversuch in der Türkei verantwortlich. Teile des türkischen Militärs hatten versucht, die Regierung zu stürzen. Der Putsch scheiterte, binnen einer Nacht starben 265 Menschen, mehr als 1.400 wurden verletzt.
Gülen wurde 2017 die türkische Staatsbürgerschaft aberkannt. Er lebte bereits seit 1999 im US-Bundesstaat Pennsylvania. Mehrfach forderte die Türkei seine Auslieferung, was von den USA stets abgelehnt wurde.
Eine Verwicklung in den Putschversuch bestritt er stets. In einer als Reaktion auf die Anschuldigungen der türkischen Regierung veröffentlichten Erklärung betonte Gülen, dass es für jemanden, der selbst unter mehreren Militärputschen gelitten habe, "besonders beleidigend" sei, irgendeiner Verbindung zu dem gescheiterten Putsch beschuldigt zu werden.
In den Jahren nach dem Putschversuch wurden landesweit Zehntausende Menschen in der Türkei als mutmaßliche Gülen-Anhänger aus dem öffentlichen Dienst entlassen, verfolgt oder verhaftet. Erdogan bezeichnete die Bewegung des Predigers als "Krebsgeschwür" und versprach, alles zu tun, um sie "auszurotten".