Nach Verwüstung durch "Helene" Florida droht der nächste Hurrikan
Nach dem verheerenden Tropensturm "Helene" rollt mit "Milton" der nächste Hurrikan auf den Südosten der USA zu. In Florida laufen bereits Evakuierungen. Dort drohen Sturmfluten von bis zu sechs Metern.
Der US-Bundesstaat Florida muss sich auf einen weiteren schweren Sturm einstellen - eineinhalb Wochen nachdem "Helene" im Südosten der USA für Zerstörungen und mehr als 225 Todesopfer sorgte. Auf seinem Weg in Richtung Florida ist der Tropensturm "Milton" über dem Golf von Mexiko zur Hurrikan-Stärke angeschwollen, wie das Nationale Hurrikanzentrum mitteilte.
Das Hurrikanzentrum warnte vor lebensbedrohlichen Fluten und zerstörerischen Winden. "Milton" ist inzwischen als Hurrikan der fünften von fünf Kategorien mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde eingestuft. Hurrikans ab der dritten Kategorie werden von den US-Behörden aufgrund ihrer Zerstörungskraft als besonders schwerwiegend angesehen. Der Sturm gewinne noch weiter an Stärke, so das Hurrikanzentrum.
Genauer Weg noch unklar
"Milton" soll Mitte der Woche die Westküste Floridas erreichen. Die ersten Evakuierungen wurde bereits für heute angeordnet, etwa in Bezirken nahe der Stadt Tampa. Floridas Gouverneur Ron DeSantis hat für 51 von 67 der Bezirke im Bundesstaat den Notstand ausgerufen. Der Wirbelsturm könne "große, große Auswirkungen" haben und Sturmfluten von bis zu sechs Metern mit sich bringen, warnte DeSantis.
Die Chefin der US-Katastrophenschutzbehörde Fema, Deanne Criswell, sagte dem Sender ABC, die Bundesbehörden seien auf den Sturm "absolut vorbereitet". Sie kündigte an, die regionalen Behörden sollten zusätzliche Mittel erhalten. US-Präsident Joe Biden erklärte, seine Regierung werde "lebensrettende Ressourcen" bereitstellen.
Verwüstungen durch "Helene"
Im Moment seien die Behörden noch mit den Aufräumarbeiten nach dem Tropensturm "Helene" beschäftigt, sagte die Bürgermeisterin von Tampa, Jane Castor, dem Sender CNN. Es sei schwierig, sich nun den Regen eines neuen Sturms vorzustellen - "ganz zu schweigen von der Sturmflut und den Schäden".
"Helene" war am 26. September in Florida auf Land getroffen und hatte in der Region als Hurrikan der zweithöchsten Kategorie vier gewütet. Durch den Sturm waren in den Bundesstaaten North Carolina, South Carolina, Georgia, Florida, Tennessee und Virginia jüngsten Angaben zufolge mehr als 225 Menschen ums Leben gekommen. Zahlreiche Gebäude wurden beschädigt oder komplett zerstört, vielerorts war die Stromversorgung lahmgelegt.
Im Moment gehen die Behörden davon aus, dass "Milton" am Mittwoch in der Gegend um Tampa auf Land treffen und beim Zug durch das Zentrum von Florida zum Atlantischen Ozean seine Hurrikanstärke beibehalten könnte. Trifft dies sein, könnten die anderen von Hurrikan "Helene" verwüsteten Staaten im Südosten weitgehend verschont bleiben. Bereits morgen könnte "Milton" die mexikanische Halbinsel Yucatán streifen - auch dort gilt eine Hurrikanwarnung.
Größte Evakuierungsaktion seit sieben Jahren erwartet
In Florida könnte die größte Evakuierungsaktion seit sieben Jahren nötig werden. Vor der Ankunft von Hurrikan "Irma" 2017 waren rund sieben Millionen Menschen aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen. In der Folge kam es auf Autobahnen zu Megastaus, stundenlang standen die Flüchtenden an Tankstellen an, bei vielen lagen damals die Nerven blank.
Als Lektion aus den Erfahrungen mit "Irma" und anderen Stürmen werde der Staat diesmal Benzin für den Notfall sowie Ladestationen für Elektrofahrzeuge entlang der Evakuierungsrouten bereitstellen, versprach Kevin Guthrie, Direktor der Katastrophenschutzbehörde von Florida. Zudem werde geprüft, welche Einrichtungen als Notunterkünfte genutzt werden könnten.
Wahlkampf und Fake News
Einen Monat vor der US-Präsidentschaftswahl birgt die Bewältigung der Sturmfolgen auch politische Brisanz. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump verbreitete wiederholt falsche Angaben dazu. Der Regierung von Präsident Biden warf er fälschlicherweise vor, für die Sturmopfer gedachte Katastrophenhilfen an Einwanderer umgeleitet zu haben.
Criswell von der Katastrophenschutzbehörde nannte diese Äußerungen "wirklich gefährlich". Sie könnten dazu führen, dass sich Menschen nicht bereit erklärten, Hilfe zu leisten oder diese in Anspruch zu nehmen. "Es ist eine Schande, dass wir die Politik über die Hilfe für die Menschen stellen", sagte die Fema-Chefin.